Reguliert sich die Weltbevölkerung selbst?

Die Populationsbiologie in öffentlichen Debatten über Klimawandel, Armut und Krankheiten zu hören, das ist das liebste für den Fatalisten: Das System reguliert sich selbst, lay back! Die auf der Populationsbiologie angelehnten Erklärungsmodelle können eine persönliche Philosophie des Untergangs sein, in Debatten haben diese Erkenntnisse der Biologie nichts zu suchen, sie verneinen im Grunde die absolute Existenz und Wirksamkeit von Moral und Vernunft. Darwin wehrte sich stark dagegen, daß bspw. seine Vorstellungen mit dem sich damals entwickelnden Sozialdarwinismus auch auf soziale Konflikte übertragen wurden. Nichts anderes versucht man mit Populationsökologie.

So betont Darwin in Descent of Man: Moralische Fähigkeiten sind höher einzustufen als intellektuelle. Moralische Eigenschaften erleben einen direkten oder indirekten Fortschritt weit mehr durch das Einwirken von Gewohnheit, Vernunft, Anleitung, Religion etc. denn durch die natürliche Auslese. Dankenswerter weise hat sich die Populationsbiologie im Sinne Darwins auf das Tier- und Pflanzenreich beschränkt, doch diese Argumente sind ausgerechnet unter gebildeten Naturwissenschaftlern immer wieder zu vernehmen.

Die Populationsökologie befasst sich mit Aufbau, Veränderung und Wechselwirkung der Population einer Art mit anderen Populationen und mit der Umwelt. Sie erfasst Struktur und Dynamik von Populationen, ihre altersmäßige Zusammensetzung, ihr Wachstum und ihre Entwicklung unter dem Einfluss der biotischen und abiotischen Einflussgrößen des Ökosystems. Die Mitberücksichtigung genetischer Aspekte oder von Aspekten der Inselbiogeographie führt zur Populationsbiologie.

Typische Anwendungsfälle sind Bestandsdichten und Bestandszahlen bei Wildtieren, Parasiten, bejagten Tieren oder bedrohten Arten. Es ist beispielsweise für eine nachhaltige Fischerei unerlässlich, die Fangquoten und Fangtechniken so zu bestimmen, dass die Population der befischten Art nicht zusammenbricht, was ein Verständnis populationsökologischer Grundlagen erfordert.

Die Größe einer Population hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Reproduktionsrate (Vermehrung der Population, abhängig von der Fortpflanzungsbiologie, Ernährungszustand, Gebietsgröße)
  • Sterberate (durch Fressfeinde, Krankheiten, Alter bestimmt)

Ist die Reproduktionsrate höher als die Sterberate, so wächst die Population, ist sie kleiner, so schrumpft die Population. Je nach Komplexität der Art und ihres Lebensraumes ergeben sich unterschiedlich komplexe Modelle zur Beschreibung der Populationsgröße und des Populationswachstums

  • Im einfachsten Fall (Bakterienkolonie ohne Beschränkungen) wächst die Population exponentiell.
  • Bezieht man die Beschränktheit des Lebensraumes (Platz, Ressourcen) ein, so ergibt sich als einfaches Beispiel das logistische Wachstum bei Bakterien und vielen Einzellern, die sich durch Zellteilung vermehren.
  • Sobald sexuelle Fortpflanzung bei der Vermehrung eine Rolle spielt, wird die Berechnung oder Abschätzung der Reproduktionsrate komplexer.
  • Die Auswirkungen einer Räuber-Beute-Beziehung auf beide Populationen wird durch die Volterra-Regeln beschrieben.

Neben den unmittelbar populationsdynamischen Aspekten spielen auch mittelbare Aspekte eine Rolle, z. B.

  • genetische Zusammensetzung einer Population / leitet über in die Populationsgenetik
  • intraspezifische Konkurrenz um Ressourcen und Konkurrenzvermeidungsstrategien
  • intraspezifische Konkurrenz um Sexualpartner und Konkurrenzvermeidungsstrategien

Die Populationsökologie gehört zu den Naturwissenschaften, es ist gefährlich sie zu Erklärung sozialer Konflikte zu lösen. Denn Darwin wollte sagen, daß Moral, Ethik und Religion eine höhere Art der Vernunft (Lernens) sind, um unsere Konflikte zu lösen. Otherwise: Supernova! Insbesondere die naturwissenschaftlichen, technologischen Fähigkeiten dem Menschen suggerieren, er sei zu allem in der Lage, wenn er das richtige Werkzeug besitzt. Dabei tun Wissen(!)schaftler gut daran zu verstehen, welcher Evolutionsprozess in der Moral und sogar in der Religion liegt. Ein gewisser Respekt ist in der Suche nach “Wahrheit” von Nutzen. Wer die Vernunft dem Menschen abstreitet, der kann ja gleich zur Keule greifen, das wäre wenigstens konsequent.

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