Derrickt ist tot

In seinem Trenchcoat wirkte er immer wie imprägniert gegen sämtliche schädliche Umwelteinflüsse. Ob er nun im ausgestellten Wohlstand einer Grünwalder Villa ermittelte oder im schummrigen Licht eines Pornokinos im Bahnhofsviertel – Eitelkeit und Aufstiegswillen, Gier und Trieb schienen an ihm abzuperlen. Der Mann war gekommen, um zu registrieren und zu kombinieren. Ausgerechnet im schönen und reichen München musste Derrick, dieser Phlegmatiker der Verbrechensbekämpfung, dieser Buchhalter mit Polizeimarke, seinen Job verrichten.

Horst Tappert, sein Darsteller, nannte sich selbst einen Spießer und eroberte mit seiner Rolle als deutscher Buchhalterermittler die ganze Welt: Horst Tappert stand für deutsche Tugenden wie Gradlinigkeit und Glaubwürdigkeit – und gründete seinen Ruhm auf einem Versprechen: Immer den Fall zu lösen. Gründlicher und deutscher geht es kaum. Das der Schauspieler selber eine Ausbildung zum Buchhalter machte, paßt nur allzu gut. Seine Lieblingsrolle, die er nie spielen durfte: Don Quichote de la Mancha.

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