Schweine und Sünder

Es sind merkwürdige Gedanken und Überlegungen die sich bei mir jüngst einschlichen. Ich liebe nun mal Schnitzel. Und ich fragte mich, wieso. Ich las viel über Collagene, da sind die Fette und Bindemittel, die nicht nur beim Menschen die Knochen verbinden und die Schmiere im Körper sind. Und das Schwein zu essen sei Sünde, so schreibt es der Muselman. Woher kommt das, frag ich mich. Bin ich gar ein Kannibale?

Nein, Kollagene gibt es auch im Schwein. Aber das Schwein, es ist nicht Mensch. Und der Mensch kein Schwein, aber er kann es sein – dazu später mehr. Das Schwein, es ist in der Tat ein interessantes Tier. Ich liebe das Schwein, ich bin Westfale und seit Jahrtausenden haben wir diese Kost gekannt. Wir sind ziemlich drin eingefahren in unserem Kotelettgenuß. Es ist wie optimale, medizinisch abgestimmte Kost für uns Westfalen – das Schnitzel, der Schinken. Unsere großen Eichenwälder, ja, sie gab es mal, machten eine besondere Delikatesse daraus, wenn in kleinen Gaben Eicheln beigemischt. Das ist nun vorbei, Soja, Mais uns allerlei anderes günstiges ist nun darin, wenn es im Supermarkt verkauft wird. Schnell mußte es gehen, viel Wasser, viel nichts. Und manchmal auch ein Hormon zuviel, ein Antibiotika, das man nicht will. Kein Mensch braucht es, auch kein Tier – es gibt genug davon im Körper, allerlei Drüsen, ob Thioxyn oder Adrenalin, ob Testosteron im Manne oder Östrogene, ein ganz schön intensiver Stoff ist das.

Deswegen wohl, weil es uns so nahe ist, uns Westfalen, lieben wir es so sehr – es gibt kein Tier auf Erden, dass wir verspeisen und von dem ich als Westfalen wissen möchte. Dass eine Diät führt, die uns Menschen so ähnlich ist. Allesfresser ja, deswegen sorgten sie auch auf der arabischen Halbinsel, wo gute Kost und Oasen knapp waren, für Probleme und manchmal für Hungernöte (große Schweinemäster gab es auch damals, ihre Profitgier führte schon mal dazu, dass ein armer Berber gar nichts bekam, der sonst ein paar Datteln bekommen hätte). Es sind nicht nur Allesfresser, die Schweine, sie sind auch Feinschmecker. Das sie Trüffel suchen, Ihrer guten Nase wegen, ist bekannt. Aber sie sind uns Menschen noch in etwas anderem durchaus ähnlich – der Hygiene. Also vor Urzeiten zumindest.

Dass sie sich im Drecke suhlen ist auch uns Menschen gemein, auch wenn wir es nicht so gerne zugeben. Der Sandkasten ist uns fern, die Kinderjahre sind vorüber, der Franzos hat uns zum zivilisierten, also teils indoktrinierten und gefügigen Bürger gemacht – vive la republique! Und der hat erkannt, dass es einen gefährlichen Zwischenzustand gibt. Hygiene verlängert das Leben, heißt es. Pasteur korrigerte das Bild. Wohlan, aber nur wer es richtig versteht – ohne Hautleiden gefälligst und Neurodermitis. Nicht zu wenig,  nicht zuviel. Denn wer dreckig ist, der trägt quasi einen Schutzpanzer von Natur wegen. Damit ist Erfolg in der industrialisierten Moderne und im Bürovorzimmer von Frau X kaum denkbar.

Also haben einen Schritt genommen, weg von Puder und Perücken des Louis XIV, weg vom Kölnisch Wasser hin zu Bädern und Duschen, bestenfalls ohne Alkohol und mit Parfüm. Gefährlich der Zustand, der nicht dreckig oder rein ist, denn es bringt die Natur durcheinander. Mal sind es Bakterien, mal sind es Viren, sie nisten sich dort ein, wo es mal lange Zeit dreckig war und dann wieder rein. Merke: Entweder richtig rein (also 1x die Woche würde medizinisch gesehen dafür reichen) oder richtig dreckig (also gar nicht), in der Hoffnung auf die neue Flora, die sich einnisten möge und uns einen natürlichen Schutz bietet. Sie stinkt übrigens gar nicht, ein Gerücht, das sieht man dann am Schweine. Geht man zum Schweine in der Natur, so duftet es höchstens, es stinkt nur dort, wo das Schwein nur ab und zu hingehört: Im Stall, der zu voll ist.

Das Schwein, in seiner natürlichen Lebenswelt, ist gerne dreckig. Wird es zu warm, dann suhlt es sich schön im nassen Schlamm. Das vertreibt fiese Fliegen und kühlt wunderbar. Das mit den Schweissdrüsen, das hat das Schwein nämlich nicht gekriegt von Ganz oben. Aus einem Grund, der auch den Elefanten vor die ein oder andere Schlammbehandlung stellt. Schweine sind auch nicht dumm, im Gegenteil. Man blicke Ihnen aufrichtig und ehrlich in die Augen und weiß dann gleich, wie klug sie sind. Und Ihnen ist durchaus bewußt, dass Mensch und Profit auch hier mal wieder einiges durcheinander bringen. Kapitalismus schön und gut, es gibt nichts anderes aktuell – das andere ist noch zu fern und Kommunismus ist passé. Willkommen in der Agrarindustrie.

Weit weg von der kleinen Farm, wo ein paar Schweine, ganz prächtig, sich im Drecke suhlen dürfen, auch schon mal 75,- € das Kilo teuer, ja, da gibt es auch die Massentierhaltung. Nicht schlimm, eigentlich, es sei denn, man übertreibt es nicht. Zu eng der Stall ist fies, zu laut, zuviel Stress, das geht ja gar nicht. Ist der oben genannte hygienische Zwischenzustand eingetreten, also der profitabelste aller Fälle, wo man ganz selten nur richtig wäscht, kein Stroh, kein Matsch, na dann hilft nur noch Dr. Chemicus Laborantis und sein Penizillin (ist zwar vom Pilz, nicht vom Labor, aber egal). Antiviren, Antipest, Antikörper, ein ziemliches Towowabohu schleicht sich ein. Teuer wird’s bezahlt, Chemie ist teuer und die Profite noch größer als beim Schweine. Wohl dem, der entweder reine Schweine oder Dreckige genießen durfte. Doch die dazwischen, ob Schweinepest oder viel Hormone, nun, sie haben Wirkung. Auf den Menschen und zwar nicht zu knapp. Kannibalismus? Nichts davon, schlimmer gar.

Es ist ein Aberwitz zu sagen, wer Schweine ißt, der ist ein Kannibale. Das Schwein ist nicht ein Mensch, wenn ihm auch ähnlich. Zur Stubenfliege ist es ja auch nicht weit, genetisch gesehen. Gemein und furchtbar hitzig wird der Mensch, wenn er das Schwein voller Hormone und Stress genoss. Das Schwein, nicht richtig geschlachtet, ist kein Genuß. Es ist gut, wenn der Westfale den Römer zu verdreschen suchte. Aber das ist heute nicht der Fall, es sind die Rheinländer, die ihm was wollen. Sein Bestes gar, sein Geld!

Denn ist eines sicher: Seine Tobsucht wird sich entfalten, mit Westfalen ist schlecht Kirschen essen, wenn man Ihnen die Ruhe nimmt und den Hopfen, im Biere der, der sie beruhigt. Lasst ihm das Königspils, das Rollinck, so herb, aber es beruhigt. Wehe dem Dr. O., der uns nun den billigen Hopfen andrehen will, er trinkt es selbst nicht! Schlechtes Essen, schlechtes Schwein, das ist viel Hormon, dass der Körper nicht braucht. Und siehe da, wo viel Hormon, da zuviel Profit. Profit ist angemessen, der muss sein, ansonsten wäre es ja besser, nichts zu tun und davon hat schließlich keiner etwas. Doch wenn die Gier zu groß, dann werden nicht nur Kälber gemästet, wie es Familie W. einst in Südlohn tat (ja, es gab einen Hying, er wart verurteilt, weil ein kleiner Fisch, doch der große W. Kooperierte mit ganz oben und wart entlassen, ob dass er weiter wirtschaften möge. Raps danach, viel Biosprit, dann Tierfutter, da geht aber auch alles rein, Herr W. das ist nicht Be-, nicht Bio, nicht vital. Grässlich ist es!

Nein, nicht Kälber, auch Sauen, die tun mir besonders leid. Denn ich mag die Schweine so sehr, nicht nur im Antlitz, auch auf dem Teller. Und böse diejenigen, die mir das verderben. Ob jetzt hallensisch oder sonstwelche Urzüchtung, auch ich bin ein Hybride, meine Eltern waren auch nicht reinrassig. Der eine war Bauer mit Fuhrwerk und wenig Schweinen, der andere ohne Fuhrwerk und ein paar Schweine mehr. 100 Jahre her. Nun sind wir Unternehmer – große gar! Gottlob war mein Opa ja auch ein kleinerer Schweinebauer, vielleicht 1.000 Tiere, das ging auch nur so gerade noch mit Knecht und Familie. Ich denke, er tat dasseinige, er hatte noch Mitleid mit der Kreatur und übertrieb es nicht. Aber ganz sicher bin ich mir auch da nicht. Obwohl die Versuchung groß war, die Kinder hungrig, der Profit gar groß. Cargill, Monsanto, BASF, die Helfer sind überall und sie tun nicht gut daran, es zu übertreiben. Aber was ist Ihre Natur?

Bio ist die Rettung, ulkt es gewaltig von den Grünen…. Nein, da klärte mich Herr U.P. auf. Schweine vernünftig zu mästen, das ist nicht schwer. Aber per Gesetz sind sie Vegetarier und bekommen statt Tiermehl Sojaexpeller, ein Produkt von Natur aus mit mehr Hormonen gesegnet als man früher den Tieren gespritzt hat. Sojahormone machen die Tiere also verrückt, am meisten dann das Bioschwein. Wenn dann noch die Ebermast ohne “Improvac” hinzukommt, wird es eng. Die Bioschweine werden dann nicht gerne geschlachtet, sie sind nicht nur voller Parasiten, sondern länger gemästet, gerne auch mal Sauen und Eber zusammen. Das Produkt dieser Verbindung sind dann kleine Schweinchen. Und wo die landen, wollen wir alle gar nicht wissen. Oh Gott, oh Gott…

Ich liebe Dich, Schwein. Du weißt, ich esse Dich nicht nur um satt zu werden – es ist nur ab und zu ein Muss. Ich mache selten Wurst aus Dir, dass hast Du nicht verdient, nur die Reste von Dir. Und auch mein Hund, er liebt dich sehr. Die Kinderwurst, sie lacht so schön. Das Schnitzel, ein echtes, es ist so toll. “Zigeuner” oder bunte Sosse, ganz egal. Pharisäer mögen schmunzeln, der Wissler in Bergisch-Gladbach, der Henkel, sie nehmen nur das Beste und sind nun “beste Köche der Welt”. Top 10 weltweit dank Schwein!

Fragt den  Feinschmecker, fragt die Pellegrino-Liste – Schwein ist der Renner dort. Ob in Spanien beim Buli oder sonst – die Andalsuier, die Katalanen, sie haben es wie die Westfalen gewußt – es ist das Schwein! Denn endlich ist es Gourmand tauglich für den Rheinländer, der den guten Schinken dem Westfalen immer neidete und seit Jahren als Rache mit Parma-Schinken kam. Nur 5,-€ das Kilo, hormonbeladen und gar fürchterlich antibakteriell, bei Rewe oder Penny in der Theke, es sei eine Schande, es sei eine Scham. Selbst Aldi, unsere Freunde, kommen nun mit Parma angekrochen. Knochenschinken, Leute, das ist das wahre Goldprodukt! Dünn mit Butter auf den Pumpernickel! Aber, es findet sich nicht mehr – zuviel der Arbeit, zuviel Gier. Es ist nicht christlich, es ist schlicht kriminell. Gut, dass wir auch ein wenig kriminell sind, so ist es weiter legal und außerdem ist Wahl!

Das Schnitzel mit Hormonen, es macht mich verrückt. Es ist kein Kannibalismus, es sind die Hormone. Und diese wecken meine Lust, meine Gier. Sie machen mich so gierig, ich kann gar nicht genug davon kriegen. Es macht mich verrückt, es macht mich wahnsinnig. Beim Bio werde ich also noch wahnsinniger, es macht mich zum Massenmörder. Ich Konsument. Ich Sünder.

Schwein, verzeih mir doch. Ich bin Mensch, ich kann nicht anders….

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