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In 10 Lektionen zum Weinsnob

letztes update:    08 Januar, 2001


                         

Kleine Weinkunde

 

 

oder

 

In 10 Lektionen zum Weinsnob

 

Willkommen, Freunde im Zeitgeist! Gerade noch rechtzeitig habt Ihr erfaßt, daß es unglaublich modisch ist, Wein zu geniessen und insbesondere derjenige mitreden kann, der sich mit Wein bestens auskennt. Aber wer kann schon mithalten, wenn Einer von "dekantieren" oder "Abgangsfurioso" palavert? Auf dieser Seite gibt es alle Verhaltens- und Überlebensregeln für die Welt des Weins und der Menschen darin. Vom interessierten Laien zum Weinsnob in nur 10 kleinen Lektionen. Die Informationen dieser Seite sind immer dann hilfreich, wenn man sich besonders elegant aus der Affäre ziehen will.

 

"Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott!"  Luther

 

Weinkunde

 

Im einfachsten Fall erzählt Weinkunde davon, wie man Trauben auspresst und dann darauf wartet, bis die in den Traubenschalen vorkommenden natürlichen Hefen den Zucker im Saft der Trauben in Alkohol verwandelt hat. Das ist der Vorgang der Gärung. Damit ist im Grunde alles gesagt. Wer ein Weinsnob werden will, ja, der muß allerdings noch einiges mehr wissen...

Beispielsweise muss man dafür die Tätigkeit der Winzer verstehen, um eben deren Regeln für Weinanbau nachzuvollziehen: Sie besteht darin, daß man Boden und Trauben auswählt, sie keltert, gären lässt und mit Sorgfalt und Hygiene behandelt. Durch entfernen der Hefen und aller Fremdkörper, die säuberlich gefiltert werden, wird der Wein trinkfertig aufbereitet. Diese Prozesse und Ihre Variablen (Wetter, Keltern, Gären) und Ihre Konstanten (Boden, Rebsorte) bestimmen letztendlich die Qualität. Bei jedem Tropfen gehört natürlich auch das Glück dazu, in der Gunst der Natur zu stehen, denn der Sonnenschein und Regen zur rechten Zeit lässt Trauben erst richtig prall und fruchtig werden (oder trocknet Ihren Saft aus und hinterläßt viel Tannin). Gehen wir mal "In medias res" und nehmen uns mal eine Flasche zur Brust.

 

1. Das Etikett  (die Informationsquelle!)

 

Nehmen wir einmal an, ein ungeduldiger Kellner wartet auf die Bestellung aus der 343 Seiten starken Weinkarte. Die Informationen sind der Regel sehr knapp und sagen nur dem Leser wöchentlich erscheinender Weinenzyklopädien etwas. Die Informationen stammen vermutlich immer aus der selben Quelle, dem Etikett. Sie werden auch im Weinhandel das Geheimnis einer Flasche nicht lüften, wenn Ihnen die Farbwahl der Flasche als besonders gelungen erscheint. Snobish ist das eh nicht. In Frankreich (und auch anderswo) ist das Etikett aus diesem Grunde genormt, somit können Missverständnisse gar nicht erst auftauchen:

 

 

Die Informationen sind immer die gleichen: 

  • Château bzw. Genossenschaft, in der der Wein hergestellt, bzw. abgefüllt wurde

  • Name des Weingutes, auf der die Trauben wachsen

  • Region

  • Festgelegtes Gebiet mit bestimmten Qualitätsstandard

  • Rebsorte

  • Jahrgang

  • Alkoholgehalt

  • weitere Kunstnamen, Ehrentitel, Medaillen

2. Welche Farbe darf's denn sein?

 

Die Farbe der Flasche verrät wohl jedem, ob wir uns in einer Abteilung für Rotwein oder Weißwein befinden. Die Form der Flasche ist in Frankreich auch ein Hinweis auf den Inhalt. Die Frage, ob also nun Rotwein oder Weißwein gekauft werden soll, ist abhängig von den Speisen, bzw. dem Anlass. Hier gilt, daß der Geschmack des Weins nicht intensiver als die Speise sein sollte. 

 

"Rotes Fleisch" wie Wild, Rind, Lamm: Rotwein

Schweinefleisch:  Weißwein

Geflügel (Gans und Ente), Hähnchen: Rotwein

Geflügel (Huhn und Pute) Weißwein

Kalbfleisch: Weißwein

 

Vegetarisch: Leichte Weine sind nie schlecht (tendenziell also eher Weißweine), ein roter Burgunder aber ist für Gemüse allein nicht zu gebrauchen, da er zu schwer ist. 

 

Käse: Weiß- und Rotwein möglich

 

Fisch: Weißwein

 

Dessert: Süßer Weiß- und Rotwein, evtl. Sherry oder Portwein (sind auch Weinsorten!)

 

Welchen Wein aber trinken, wenn Ihr gar nichts dazu essen wollt? Oder welchen Wein trinkt man bei asiatischer Küche? Wir könnten zu Grünem Tee greifen und verzichten. Aber unser Rebsaft ist ein Allrounder, er passt zu allen Küchen dieser Welt.

Als künftiger Weinsnob haben Sie erkannt, daß es wichtig ist, schweres und leichtes Essen zu unterscheiden. Zu leichter Küche gehört ein leichter Wein, zu schwerer Küche eben ein gehaltvoller Tropfen, immer der Intensität des Gerichtes angepaßt. Diese Unterscheidung kann man nicht mehr allein nach dem Motto Rot oder Weiß vollziehen. Für eine feinere Zuordnung der Intensität muß der Weinsnob von heute auch einen Überblick über die verbreitetsten Rebsorten haben. 

 

3. Pralle Früchtchen (die Rebsorten)

 

Nicht nur der Winzer wählt seine Rebsorte für den Weinberg aus, auch wir müssen uns für unsere Wahl entscheiden. Hier sollte man sich wenigstens die wichtigsten Sorten merken können. Sie kennen sicher Riesling, auch das ist eine Rebsorte, der Name Riesling hat also nichts mit der Weingegend oder der Art des Anbaus, dem keltern oder dem filtern, oder gar dem Gehalt an Alkohol zu tun. Richtig ist natürlich, daß die Rieslingtraube einen bestimmten Geschmack hat: Riesling ist von frischer, fruchtiger Säuerlichkeit und transparenter Klarheit im Geschmack. 

 

Eine Grundregel ist ebenfalls, daß die Intensität stark in Relation mit der Sonneneinstrahlung des Jahres steht.

 

Natürlich ist für einen Snob diese Unterscheidung nicht allein von Bedeutung, dazu muß auch die richtige Vokabel gefunden werden. Neben den speziellen Fachwörten gibt es zum Glück grandiose Vokabeln, die auf praktisch jeden Wein jenseits von eines schlichten Veltiners mit elf Prozent Alkohol liegen. Dazu gehören z.B.

  • Balanciert und ausgewogen (Wer weiß schon, wie das optimale Verhältnis aussieht?)

  • Komplex und vielschichtig

  • Geschmacksnuancen

  • Genießbar

  • Abgangsfurioso

  • Eleganz und Finesse

  • Länge und Finish 

  • Nichtssagender Tropfen

  • "Wie können Sie wagen, mir so etwas vorzusetzen..?"

  • "Ein sehr interessanter Tropfen" (Todesurteil)

  • Erstaunlich (Abgeschwächtes Todesurteil)

  • "Ein Wein mit eigenständigem Charakter" (schächste Form des Todesurteils)

3.1 Weißweintrauben

 

Riesling - die klassische Weißweintraube Deutschlands kämpft um den Titel beste Weißweintraube der Welt. Der Geschmack ist säuerlich, aber immer frisch und sehr fruchtig. Der Duft allein ist schon erfrischend. Kategorie: Leicht und intensiv

Chardonnay - die weiße Burgundertraube liefert den fetteren, einfach weinigeren Geschmack als Riesling. Der Duft kann teilweise richtig rauchig, sogar moschusartig sein. Dennoch kann die Traube leichte Unterschiede aufweisen, z.B. mineralisch wie ein Chablis, eher nussig wie ein Meursault, oder reife Fruchtnoten aus dem Napa Valley in Kalifornien. Kategorie: Schwer

Gewürztraminer - Würziger Duft und Geschmack, spricht auch Menschen an, die selten Wein trinken. Hauptanbaugebiet ist der Elsaß. Kategorie: Leicht

Sauvignon blanc - Sehr leicht und aromatisch ausfallend, auch mal etwas schwerer, sein Geschmack geht eher in Richtung Stachelbeere. Kategorie: Leicht 

Silvaner - Wie der Riesling reift er spät, ist aber nicht so edel. Kommt vor allem aus Franken und Rheinhessen. Zuverlässig in der Qualität. Kategorie: Schwer

Müller-Thurgau - Die Traube löst den Silvaner z.Zt. ab. Würzig und weich. Wie andere Sorten (Mosel-Saar-Ruwer,etc.) eine Ersatzzüchtung für Riesling. Das Risiko bei der späten Rieslingernte auf einen Misserfolg ist so hoch (Frost), daß man auf früher reifendere Sorten umsteigt. Kategorie: Leicht

 

Welche Düfte lassen sich nun wahrnehmen, wenn Sie am Gläschen schnuppern? Hier ein paar Beispiele, es können alle Duftausprägungen enthalten sein, eventuell aber auch nur ein oder zwei. Eine genaue Zuordnung ist immens schwer, da unsere Nasen dafür nicht mehr trainiert sind. Im Weinfachhandel gibt es Parfümflakons, mit denen man das Riechorgan trainieren kann.

Düfte und Gechmacksausprägungen

Riesling

Pfirsich, reife Marillen (Aprikosen), grüne Äpfel, Quitten, Limonen, im Alter Duft nach Petroleum

Chardonnay

Ananas, Banane, Äpfel, Birnen, Zitrusfrüchte, Karamell, Vanille, Butter

Sauvignon blanc

grüner Paprika, frisch geschnittenes Gras, grüne Blätter, Stachelbeeren, gekochter Spargel

Gewürztraminer

Gewürze (auch Ingwer, Kardamon), Rauch, Gras, Litschis

Silvaner

neutral, etwas stachelbeerig

Müller-Thurgau

nussig, eventuell Gras

 

Sie können sich nicht vorstellen, daß Wein nach Schokolade schmeckt? Probieren Sie mal einen Châteaux du Cros, sie werden mir zustimmen.

 

3.2 Rotweintrauben

 

Cabernet Sauvignon - Die Médoc Traube. Jeder kennt diesen Geschmack, ich bin mir sicher, daß man diese Traube beim zweiten Mal bewußten Trinkens wiedererkennt. Und dies, obwohl seine Ausprägung so vielseitig sein kann. Er kann richtig erdbeerig sein, oder aber nach Rosen und Holz duften. Weine aus dieser Traube sind weich und angenehm im Geschmack. Die Herkunft ist dabei nicht so wichtig wie bei anderen Trauben, da die Rebe überall gut zu wachsen scheint. Vermutlich der Allrounder überhaupt. Kategorie: Leicht bis mittelschwer.

Pinot Noir - Die rote Burgunder- und Champagner-Traube. Außerhalb Frankreichs ist sie selten verbreitet. Der Wein ist süßer und vollmundiger als der Cabernet Sauvignon und trinkt sich deshalb genüsslicher. Kategorie: Schwer

Merlot - wichtiger Bestandteil in Merlot, eher kräftig und würzig stammt er aus dem Bordeaux-Gebiet. Kategorie: Schwer

Zinfandel - Vor allem aus den USA, kräftig

 

Düfte und Gechmacksausprägungen

Cabernet-Sauvignon

Schwarze Johannisbeere, Dörrobst, Schokolade, grüner Paprika, Zedernholz, Zigarrenkiste, Tabak

Merlot

Beeren wie Kirsche, Johannisbeere, etc., Zwetschken, Gewürze

Pinot Noir

Himbeeren, Walderdbeeren, Kirschen, Preiselbeeren, im Alter nach Laub, Unterholz, Leder, Pilze, etc.

Syrah (Shiraz)

schwarzer Pfeffer, Gewürze, Brombeeren, Oliven, Leder, Teer, manchmal Schokolade

Zinfandel

Pfeffer, dunkle Beeren, Gewürze

Bordeaux

Schwarze Johannisbeeren, Schokolade, grüner Paprika, Zedernholz, Tabak

 

4. Geh doch, wohin der Wein wächst

 

Bei unserer Beispielflasche rechts handelt es sich laut Aufschrift um einen Bordeaux. Unzweifelhaft also ein Franzose aus der Region Bordeaux, der berühmtesten Weingegend der Welt. Und diesen Ruf wird diese Gegend auch in Zukunft wohl behalten, die Bedingungen für den Anbau sind perfekt und das Können der Winzer beispielhaft. Das heißt natürlich nicht, daß Bordeaux immer ein guter Kauf sein muß, es gibt noch andere Gebiete, die die richtigen Böden und klimatischen Bedingungen besitzen, um zu einer interessanten Auswahl zu gelangen. Die Weltkarte rechts zeigt die Gegenden, in denen der Weinanbau klimatisch überhaupt möglich ist.

 

Länder und Regionen

 

Frankreich: Die Franzosen liefern die besten Weine, wahrscheinlich nicht allein wegen der vielen Trinker, sondern weil die Rahmenbedingungen für den Weinanbau stimmen. Die Franzosen trinken zum Essen Wein (Wein ohne passende Speisen ist dagegen verpönt), sie selbst sind die größten und kritischten Verbraucher der Welt. Deshalb haben sie wohl auch so ausgereifte Qualitätskontrollen und legen strenge Regeln fest, bspw. was den Anbau angeht. Das Qualitätszeichen im Anbau lautet: A.C. Es findet sich auf der Flasche und steht für Appelation Controlée. Daneben findet sich auf dem Korken oder der Flasche der Ort der Abfüllung: Mis en bouteille au chateau oder Mis en bouteille en propriété. Au château ist für viele ein Merkmal für Qualität, dort erkennt man, daß sowohl Ernteort als auch Ort der Verarbeitung der Trauben identisch ist. Appelation ist eine Art Genossenschaftskellerei, also ein Zusammenschluß mehrerer kleinerer Winzer. Die besten Flaschen füllt man in Bordeaux ab, die höchste Auszeichnung für Qualität ist dort "grand cru".

 

Deutschland/Österreich: Der internationale Ruf ist immer noch schlecht. Das Abgleiten Deutschlands im Vergleich zu anderen Weinanbaugebiete liegt an der zeitweiligen Gesetzgebung. 1971 lockerte man zur Förderung des kleinen Weinanbaus die Qualitätsregeln: "Auslese" hatte von da an nichts mehr mit der Auswahl von Trauben zu tun, sondern nur noch mit dem Zuckergehalt. Dazu kamen so Skandale wie der um Glykolpanschereien, mit denen der Alkoholgehalt künstlich hergestellt wurde. Aber die Zeiten bessern sich langsam, manche Winzer zählen immer noch zu den besten der Welt und talentierte Önologen kommen nach.

Eine Rebsorte Deutschlands genießt insbesondere Weltruf, der Riesling. Der Riesling ist ca. 200-300 Jahre alt. Im Deutschland des Mittelalters waren es eher regionale Sorten, die in den Klöstern kultiviert wurden, z.B. Elbling, der nicht besonders bekannt ist. Da der Riesling sehr, sehr spät reift, steht gen Jahresende die Ernte auf des Messers Schneide. Ein früher Kälteeinbruch kann die Arbeit eines Jahres zu Nichte machen.  Deshalb geht man mehr zu frühreifen Trauben über, wie die z.B. die Neuzüchtung Müller-Thurgau, darauf bin ich ja bei den Rebsorten schon eingegangen. Weißwein macht in Deutschland einen großen Teil des Anbaus aus (ca. 80%), in den letzten Jahren gibt es auch wieder von hervorragenden Rotweinen (Spätburgunder) zu berichten. Diese sind aber dann oft teurer als Ihre französischen Pendants. Die Österreicher erleben gerade bei den Rotweinen eine Revolution. Junge Winzer fabrizieren raffinierte Cuvées.

Als Empfehlung bei der Auswahl deutscher Wein ist vor allem der Ort des Bezuges von Bedeutung.

 

Italien: Die Römer kultivierten den Wein und machten ihn sozusagen zum lebensnotwendigen Alltagsgetränk, ebenso bedeutend und selbstverständlich wie Brot. Chianti und Lambrusco kennt jeder Italienurlauber. Die Produktion ist sogar größer als in Frankreich, warum sollten hier also nicht gute Weine angebaut werden? Nun, natürlich gibt es hier viele gute Weine. Aber andererseits ist man nicht vor schlechtem Wein sicher, denn in Italien ist Qualität eine lokale Angelegenheit, um nicht zu sagen, eher familiär. Die Maßstäbe, mit denen der Wein produziert wird, sind deshalb nicht immer international. Katastrophal schwierig ist die Auswahl von Qualität allein schon deshalb, weil der Zugang zum Inhalt und weiterer Information durch die schwungvolle Litanei auf den Etiketten versperrt wird. Qualitätsmerkmal: DOC (siehe A.C. in Frankreich). Meine liebste Rebsorte: Pinot Grigio

 

Spanien: Größtenteils ein See der Mittelmäßigkeit. Aber die Spanier arbeiten hart an sich: Rioja und Sherry sind die Gebiete, die immer öfter individuelle Kreationen hervorbringen. Das Nationalgefühl der Katalanen und Basken setzt sich nicht nur in den Etiketten fort, immer eigenständiger im Geschmack werden auch deren Weine . Dennoch, der Rioja ist die Speerspitze der modernen Generation, vieles dümpelt in Spanien noch daher. Ein Teil der Weingebiete ist schlicht zu trocken (die Sahara kommt!).

 

Ungarn: Nicht zu vergessen, die Ungarn bauen Ihren Wein mit langer Tradition an. Der Kommunismus hat diese Tradition aber zeitweilig zerstört. Auf den Neuanfang muß man gespannt sein. In Deutschland sind die Produkte aus Ungarn bislang noch schwer zu erhalten.

 

Griechenland: Die Griechen brachten der Welt die Weinrebe, sie exportierten sie im Austausch gegen ägyptisches Getreide und spanisches Silber. Heute hält sich sein Gegenwert in Grenzen. Dies liegt daran, daß die primitiven Methoden der lokalen Winzer nur warme Gärung zuließen (also süße Weine).  Geprägt ist das Bild von unkritisch konsumierbaren Weinen in der 5 l Flasche, viel Landwein allgemein. Zu griechischem Essen mag er passen, ich halte mich beim griechischen Wein lieber zurück.

 

Neue Welt:  "In Kalifornien ist jedes Jahr ein Weinjahr" Kalifornien ist der neue Star am Sommelierhimmel. Napa Valley ist ein Begriff für alle Weinfreunde geworden und dies zu Recht. Die Geschichte ist noch jung, früher war Wein ein exotischer Begriff und auch die Soap "Falcon Crest" ist nur ein kleines Anzeichen für das mittelmäßige Interesse der Amerikaner an Wein, dessen Weg durch Prohibition und Budweiser versperrt war. Heute kann man guten Gewissens sagen, Wein ist kleiner Teil der amerikanischen Kultur geworden, wenn er auch zu 90% nur aus Kalifornien kommt. Die Spitzenklasse dieser Weine übertrifft teilweise sogar die der Europäer, die kalifornische Sonne sorgt für beneidenswerte Reife. Manchmal ist diese Reife sogar so herzhaft, daß es einen stören könnte, aber die Amerikaner mögen diese Herzhaftigkeit. Viele andere mögen sie wohl auch, sonst wären die Weine nicht überall so hoch im Kurs und oft auch so teuer. Bei der neuen Welt muß auch Chile erwähnet werden, dort sind die Bedingungen ebenfalls sehr gut, und der Weinbau hat dort eine längere Tradition als in Kalifornien. Dazu sind die Chilenen sehr günstig!

 

Australien: Australien war in Europa lange Zeit unbekannt für guten Weinanbau. Aber die Australier sind gut, sie schmecken zwar anders als die Kalifornier, denn sie sind noch voller im Geschmack. Teilweise schmecken sie sogar verschwenderisch nach Eichenholz und intensiver Frucht. Dabei sind sie noch viel billiger als ihre Pendants in Kalifornien und Europa. Man sollte mal probieren! Gute Bezugsquelle für australischen Wein in Berlin ist bspw. Vineyard, am Südwestkorso oder am Salzufer www.vineyard.de (übrigens keine 200 m von meiner Wohnung entfernt).

 

5. Alter vor Schönheit? Der Jahrgang

 

Die Halbzeit ist erreicht, die wichtigsten Lektionen zum Weinsnob hab Ihr schon gelernt. Bravo! Also auf zu den letzten Kleinigkeiten, den feinen Unterschieden wie dem Jahrgang. Natürlich interessiert uns dabei nicht die Lust oder das Geschick des Winzers in diesem Jahr. Der Jahrgang beschreibt die klimatischen Bedingungen des Jahres. Im Idealfall ist der Frühling mild und regenreich, der Sommer warm und nicht zu trocken, der Herbst lang und sonnenreich, der Winter bricht mild und spät herein. Dieses Klima hatten wir in den letzten 5 Jahren fast immer. Aber es gab auch schwarze Zeiten in Europa, wie z.B. das Ende der 80er Jahre. Da die Klimaerwärmung uns in Europa mehr Milde bringt, ist wohl weiterhin mit guten Jahrgängen zu rechnen. Allenfalls zuviel Regen könnte das Bild trüben. 

Beim Bordeaux haben viele mittlerweile so eine Art Raster entwickelt, welcher Jahrgang als gut oder schlecht gilt.

Besonders gute Jahrgänge: 1998, 1996 (das beste Jahr), 1995, 1990, 1987, 1985, 1982, , 1978, 1961, 1959, 1958, 1953, 1950, 1947 , 1945

Besonders schlechte Jahrgänge: 1994, 1993, 1992, 1991, 1980, 1977, 1972, 1969, 1968, 1965, 1963

Die anderen Jahrgänge brachten entweder nur vereinzelt Spitzenweine hervor oder gelten als durchschnittlich. Zu stark sollte man sich eh nicht an die Jahrgangstabellen halten.

 

"Wenn es um Wein geht, ist es besser, in einen Korkenzieher zu investieren, als in eine Jahrgangstabelle. Der beste Weg, um etwas über Wein zu lernen, ist, Ihn zu trinken!" Unbekannte Herkunft.

 

6. Wo der Wein wächst....(Boden und Lage)

 

Physikalische und chemische Eigenschaften sind wichtig für das Wachstum einer jeden Pflanze, gegebenenfalls werden Wachstumsbedingungen künstlich verbessert. Kiesboden ist gut für den Wasserabzug (Médoc), denn die Wurzeln greifen tief. Lehmböden sorgen für vollere Trauben, da sie Feuchtigkeit besser speichern. Da wir von der Beschaffenheit des Bodens auf der Flasche nichts erfahren, vergessen wir das Thema Boden erstmal, es ist was für die "große Weinkunde". Die Lage des Weinbergs läßt sich ebenfalls nicht immer ablesen. Hier kann ich gleich einen Irrtum vorbeugen, dem ich lange erlegen war: Côte oder Coteaux auf einer Flasche meint nicht Küste, sondern den Hang auf dem die Reben wachsen! Tja, der Französischunterricht ist lange her. Hanglagen, so eine Binsenweisheit, sind besser als Bodenlagen. Der Grund liegt in der besseren Sonneneinstrahlung auf die Böden, die zur Sonne geneigt sind. Flache Talsohle ist zwar nicht unbedingt schlechter als Hanganbau, allerdings für den Winzer risikoreicher, da in Frühlingsnächten die stehende Kälte die Triebe angreift. 

Lassen wir es damit mal bewenden. 

 

6.1 Eichenfässer

 

Kurz erwähne ich die Bariques, die Eichenholzfässer, in den die Weine angeblich so wunderbar reifen. Für einen Weinsnob ist es durchaus angemessen, in der Bewertung den angenehmen Holzgeschmack zu preisen, so man Ihn den schmeckt. Ich selber halte mich dabei zurück, den eine Holznote kann auch leicht mit den traubentypischen Zedern oder Tabaknoten verwechselt werden.

 

7.  Gute Wahl (wo man kaufen sollte)

 

Was nützt einem das das ganze Wissen über Wein ohne die richtige Bezugsquelle? Nicht viel, aber auch nicht jede deutsche Stadt hat einen guten Händler, bei dem man dann probieren kann. Heute lassen sich aber nicht nur Bücher, Software und CDs übers Internet beziehen, sondern auch Wein. Es gibt mehrere Versender, die alle den Vorteil haben, daß man sie sich den Weg über Makler, Importeure spart, die Weine in Supermärkten so künstlich teuer machen. Mein Tipp lautet:

 

www.rouge-blanc.com

 

Dieser Direktversender liefert aus Frankreich, hat aber auch andere Erzeugerländer im Programm. Die Weine sind ausgezeichnet ausgewählt, die Preise angemessen und die Lieferung erfolgt innerhalb von nur 3 Tagen. Es sind meist etwas große Weingüter, die über Rouge-Blanc vertrieben werden. 

 

Auch gut: www.Chateau-online.com

 

An die kleineren Weinerzeuger kommt man entweder nur im Fachhandel oder vielleicht in Delikatessenläden. Der beste Weg zum Wein ist natürlich: Urlaub in einer Weinregion machen und direkt beim Erzeuger kaufen! Verkostung ist dann sicher gratis. Man sollte dann allerdings nicht unbedingt mit nur einer Flasche nach Hause gehen....

 

Thema Supermarkt: Hier laufen wir alle am Weinregal vorbei und die Auswahl wird immer größer, denn Wein wird immer populärer. Aber gerade hier finden sich auch die "Kopfschmerz-Tropfen" und "Zuckerwasserflaschen". Wer Wein nach dem Flaschendesign kauft, hält schnell Blanchet und andere dünne Tropfen in Händen. Hände weg! Jeder Fruchtsaft mit Vodka schmeckt besser als.

Die Preise im Supermarkt sind immer höher als im Fachhandel. Also, nur wenn man nicht die Zeit hat, sollte man dort die Regale inspizieren. Das trifft auch auf Aldi zu, für den viele die Hände ins Feuer halten. Unter 5,- Mark kriegt man auch bei Aldi nur Kopfschmerzen. Aber man höre und staune: Es gibt auch bei Aldi einen 96er Bordeaux Grand Cru

Totaler Quatsch: Überteuert und schlecht aus dem Tankstellenshop kaufen.

 

8. Für eine Handvoll Dollar (was es kostet)

 

Eine gute Flasche kann man schon für 6-10 Mark bekommen, 10-20 DM teure Tropfen sollten schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen . Teuren Weinen ist nicht immer gleich Ihr Preis anzumerken, da die Qualitätssprünge irgendwann nur noch minimal werden.  Hier kann der Name des Winzers viel ausmachen. Wer teure Tropfen erstehen will, sollte sich auch über die Weingüter informieren. Hier helfen Fachverkäufer oder Weinenzykopädien (Johnsons Weinlexikon). Mittlerweile gibt es auch Weinmagazine, die zusammen mit Zigarrenmagazinen die Obsession des Genießers postulieren helfen. Ach, und lest meine Empfehlungen aus BuZzmans Weinkeller!

 

9. Etwas verstaubt (die Lagerung)

 

Wenn Ihr eine gute Flasche erstanden habt, sollte sie nicht verderben. Lagert die Flasche im Keller oder einer anderen kühlen Stelle, frei von Vibration und Sonneneinstrahlung. Zuviel Sonne verdirbt nicht nur die Farbe sondern auch den Geschmack! Und sie sollte horizontal gelagert werden, damit der Korken nicht austrocknen kann. Nicht jeder Wein wird durch eine lange Lagerung besser. Beaujolais nouveau muß innerhalb kürzester Zeit (max. 6 Monate) getrunken werden, da er dann den höchsten Reifegrad übersprungen hat. Ein Premier Cru Bordeaux dagegen erreicht seine volle Reife erst nach 15-20 Jahren. Danach nimmt auch seine Qualität stark ab. In Johnsons Weinlexikon steht hierzu:

 

Beaujolais               

1-12 Monate Reifezeit

Fleurie                 

18-36 Monate Reifezeit

roter Bordeaux         

Cru Bourgeois          

5-15 Jahre     "

Premier Cru             

15-25 Jahre    "

weißer Burgunder

Macon-Viré             

2-7 Jahre       "

Montrachet             

8-12 Jahre     "

 

Je besser ein Wein ist, desto länger ist die Dauer der höchsten Geschmacksentfaltung, bzw. die Dauer seiner Vollkommenheit. Schwache Weine sind nur über kurz Zeitraume verzehrbar.

 

10. Darfs ein bißchen mehr sein?  Weinverkostung

 

Am besten trinkt es sich natürlich zu gutem Essen! Mögen Sie vielleicht Käse? Informiert Euch bei www.fromages.com über die besten Kombinationen, Wein und Käse ergänzen sich perfekt. 

Eines der wichtigsten Requisiten beim Weintrinken ist das Glas.  Die Investition in ein großes, mundgeblasenes Weinglas lohnt sich unbedingt, denn ein zu kleines Glas läßt Duft und Aroma nicht zur Entfaltung kommen. Außerdem ist das bekannte Schwenken im Glas keine Aktion von Übermut, sondern es belüftet den Wein zusätzlich. Ideal für uns Snobs. Das geht eben nur im großen Glas ohne Teppichflecken ab. Auch Ikea hat große Weingläser im Programm um die 10,- Märker im Programm, wenn diese auch nicht so fein sind wie die Riedel-Gläser hier. Ein Kristallglas ist aber auch keine schlechte Investition für einen richtigen Weinsnob.

 

10.1 Trinktemperatur: 

 

Weißwein: Kühlschranktemperatur ist auch für Weißwein etwas zu kühl, am besten noch 15 Minuten vor dem Trinken aufwärmen lassen. Dann sind die optimalen 7-10 Grad erreicht.

 

Rotwein: Zwar heißt es immer Zimmertemperatur, damit sind aber nicht 25 Grad gemeint, sondern 17-19 Grad. Wer es genau wissen will, sollte sich ein Küchenthermometer anschaffen. Das läßt sich ja auch zum Kochen verwenden.

 

10.2 Dekantieren: 

 

Damit ist das Umfüllen aus der Flasche in ein großes, luftiges Gefäß gemeint. Man füllt den Wein über Kerzenschein um, unmittelbar vor dem Verzehr. Die Kerze kann auch durch eine Lampe ersetzt werden, schließlich geht es nicht um das "Räuchern" des Weins, sondern nur um die Beobachtung des Bodensatzes in der Weinflasche. Nähert der Bodensatz sich beim ausgießen dem Flaschenhals, setzt man ab.

 

10.3 Verkosten: 

 

Für den Weinsnob ist dies natürlich das wichtigste Ritual. Ein andächtige Mine ist genauso Pflicht, wie das zeitlupenartige zelebrieren dieses Aktes. 

Im Restaurant bedeutet Kosten, daß man den Wein auf seinen Bodensatz, auf Korkreste und seine Qualität hin überprüft. Der unwillkommene Geschmack berechtigt im Grunde nicht zur Rückgabe der Flasche. Wer kostet, der tut dies in vier Schritten:

 

1. Schaut aufs Glas 

Farbe, Klarheit und Konsistenz könnt versucht man zu erkennen 

2. Schwenken und riechen

Die Duftstoffe treten beim Schwenken hervor. Konzentriert Euch und schnuppert. Der Geruch verrät viel, aber nicht alles. Mögliche Duftnoten: Siehe Punkt 3 Rebsorten

3. Schluck nehmen und kauen

Man nimmt den Mund etwa 1/3 voll, dann kaut man, um den Geschmack gleichmäßig im Mund zu verteilen.

4. Beurteilen

Wenn der Wein den Abgang nimmt, verteilt sich der Restgeschmack auf der Zunge. Zeit, ein weises Urteil zu fällen und mit Ihrem Snobismus endlich mal gebührlich aufzufallen!

 

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben soeben alles notwendige gelernt, um ein ausgewachsener Weinsnob zu werden!

Wer ein Kenner werden will, kann nur eines tun: Trinken, trinken, trinken!  

 

Dilletanten Olé!!

 

Zum Weinkeller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Etikett hält sich an die Normung, dem Muster fehlt nur der Jahrgang.

 

 

 

 

 

 

 

Eine Bordeaux-Flaschenform

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Riesling-Trauben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cabernet sauvignon, die beliebteste Rotweinrebe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Merke: Die Rebsorte steht auf dem Etikett!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bordeaux? Ist das eine Rebsorte? Bordeaux ist eine Mischung, sie besteht aus Cabernet Sauvignon und Merlot. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Klimazonen für den Weinanbau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übrigens: Es gibt sogar einen kleinen Weinberg  in Berlin, der Wein ist aber grässlich sauer

 

 

 

 

 

 

 

Bella Italia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kalifornisches Bilderbuch-"Vineyard"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein französisches Château hätte man gern...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es muß ja nicht von Riedel sein: Ein großes Glas ist wichtig, damit sich der Duft und das Aroma richtig entfalten können

Stets griffbereit: Zitate und Anekdoten zum Thema Wein

 

In vino veritas

Alkäus (griechischer Lyriker der Insel Lesbos 600 v. Chr.

 

Im Wein liegt Wahrheit - und damit stößt man überall an. 

Friedrich Hegel

 

Der Wein steigt in das Gehirn, macht es sinnig, 

schnell erfinderisch, voll von feurigen und schönen Bildern. 

Shakespeare

 

Der Wein verstärkt den Geisteszustand, 

den er vorfindet,

Er mach die Dummen dümmer,

die Klugen klüger. 

Jean Paul

 

Es gibt mehr alte Weintrinker als alte Ärzte 

Deutsches Sprichwort

 

Wenn Penicillin Kranke heilen kann, dann kann 

spanischer Sherry Tote ins Leben zurückbringen

Sir Alexander Flemming

 

Wer als Wein- und Weiberhasser

jedermann im Wege steht,

der esse Brot und trinke Wasser,

bis er daran zugrunde geht

Wilhelm Busch

 

Ich weiß, Sie sie trinken heimlich Wein und predigen öffentlich Wasser.

Heinrich Heine

 

Die Trunksucht freilich ist ein Übel,

doch ist der Sekt nicht schuld daran, 

wenn der Mensch sich in seinen Kübel

mehr gießt als er vertragen kann.

Doch wer mit Liebe hebt den Becher 

und sich an keinem Nörgler stört,

der ist führwahr ein edler Zecher,

der unsere Sympathie gehört.

Unbekannter Verfasser

 

Wenn Ihr Anregungen oder Bemerkungen habt, dann schreibt mir doch was (löbliches)  ins Gästebuch oder schickt eine E-Mail

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