Gefangen in der Matrix

Kriege, Katastrophen, Kantinenessen – angesichts des alltäglichen Wahnsinns fragt man sich, ob das Leben eigentlich wirklich so sein muss, wie es ist. Der britische Philosoph Nick Bostrom meint, darauf eine mögliche Antwort gefunden zu haben: Er kann sich gut vorstellen, dass unser Universum nur im Inneren eines Simulationscomputers besteht.

Seine Argumentation, kurz zusammengefasst: Zukünftige Generationen werden die Mittel haben, die Welt ihrer Vorfahren in einer Simulation nachzuempfinden – inklusiver denkender und fühlender Wesen mit Selbstbewusstsein. Die wissen natürlich nicht, dass sie nur simuliert sind. Es sei nun sehr unwahrscheinlich, dass keine Zivilisation dieses technische Niveau erreicht und dann kein Interesse entwickelt, die Welt ihrer Vorfahren zu simulieren.
Sollte das also der Fall sein, würden wohl bald jede Menge Simulationen der historischen Welt entstehen, meint Bostrom. Dann wäre jedoch rein statistisch die Wahrscheinlichkeit, im Original anstatt einer der zahlreichen digitalen Nachbauten zu leben, extrem gering. Daher glaubt der Brite, dass er durchaus selbst nur die Simulation eines Philosophen sein könnte. Nicht verstanden? Macht nichts – im Zweifelsfall wäre es ja sowieso egal, ob Sie nun ein Original oder nur eine Simulation sind.

Was sind nun die praktischen Konsequenzen aus diesem Gedankenexperiment? Es gibt keine! Bostrom rät, einfach so weiterzumachen wie bisher. Alles andere würde die Simulation – sollte sie denn eine sein – nur unnötig stören. Und verärgern sollten wir unsere Schöpfer ja nun wirklich nicht, da sie uns ja jederzeit abschalten oder löschen könnten. Sollten diese eines Tages der Meinung sein, dass wir von unserer (Nicht-)Existenz erfahren sollten, dann würden sie sich schon melden, meint Bostrom. Wenn also ein glatzköpfiger Kerl mit Ledermantel anklopfen sollte, um rote oder blaue Pillen anzubieten, dann überlegen sie lieber zweimal, ob sie die Tür aufmachen.

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