Josef Hader, aus meiner Sicht der talentierteste und psychologisch beste, deutschsprachige Kabarettist unserer Zeit, hat zu einem für ihn ungewöhnlichen Thema der SZ ein Interview gegeben: Über Geld. Ein paar Auszüge aus dem grandiosen Interview, daß hier verlinkt ist, darf ich Ihnen, werte Leser, nicht ersparen:
SZ: “Josef Hader, reden wir über Ihr Geld. Was machen Sie mit ihrem Einkommen?”
Hader: “Ich hab mir ein Haus im Burgenland gekauft und eine Wohnung in Wine. Ich habe privat eine recht angeregte Patchworksituation, das kostet auch. Wenn ich Geld über habe, dann liegt es herum. Die Bank hat immer angerufen und gesagt, man sollte was anlegegen. Ich mach’ nix.”
SZ: “Wenn es herumliegt, verlieren Sie durch Inflation.”
Hader: “Ich finde es trotzdem gut, wenn Geld herumliegt. Geld ist Zeit. Wenn ich Geld auf der Bank habe, kann ich ein Jahr an einem Programm schreiben, ohne sonst was arbeiten zu müssen.”
SZ: “Fällt es Ihnen schwer, Geld auszugeben?”
Hader:” Ich hatte immer wenig Bedürfnisse, weil ich auf dem Internat war, im Kloster. Dieses Katholische, dass man frei ist, wenn man wenig Bedürfnisse hat, das kriege ich nicht raus.”
SZ: “Nach all den Erfolgen könnten Sie bei den besten Italienern der Stadt essen, wann wann sie wollen.”
Hader:”Ich würd’ öfter hingehen, wenn man nicht bei allen wirklich guten Italienern Wiens so viele unlockere Menschen sitzen würden. Man könnte auch sagen: neureiche Arschlöcher.
(…)
In der Schule haben Sie mich geschlagen, da wollt ich weg. (…) Ich war sozial unterentwickelt. Ich war so ein Erwachsenen- und Großelternkind, das mit Gleichaltigen nichts anfangen konnte. (…) Ich bin zu freundlich, zu nett. Ich sag immer, was die Leute wollen. Seit meiner Kindheit kämpfe ich damit, dass ich mich nicht abgrenzen kann von der Umgebung. Wenn jemandmich richtig manipuliert, mach’ ich alles.(….) Im Stift Melk waren sie nahezu links. Ich glaub, ich hab die beste Zeit in 2000 Jahren erwischt, um katholisch erzogen zu werden. Damals war die Kirche viel lockerer.”
SZ: “Wie bitte?”
Hader:”Als Papst Johannes der XXIII. gewählt war, erklärte er den Journalisten: “Ich bin jetzt unfehlbar, aber ich gedenke, keinen Gebrauch davon zu machen.” Und alle lachten. Können Sie sich das beim Ratzinger vorstellen? (…)
Kleinere Auftritte bringen so 600-800 Euro, größere bis 4000, wenn 1000 Leute da sind. Ich spiel’ nicht das ganze Jahr.(…) Manchmal lehne ich Auftritte ab, (…) dann hab’ ich schon gehört, ich sei ein etabliertes Arschloch.”
SZ: “Sind das so Altlinke mit langen Haaren (….)?”
Hader: “Nein, die Alt-68er, die nicht korrupt geworden sind, die sind so selten, die trifft man kaum. (lacht). (…)
Früher hiess es, Europas Stärke sei der Mittelstand und eine breite Mittelschicht, wobei man die Begriffe nicht benützte. Die Mitte war einfach da, unterhalb schien es Leute zu geben, um die der Staat sich kümmern mußte. Heute wird ständig über die Mittelschicht geredet und an der Definition gefeilt, weil sie immer kleiner wird.”
(…)
SZ: “Haben Sie Angst vorm großen Kollaps?”
Hader: “Mir kann nichts passieren. Ich habe ein Wohnrecht auf dem alten Hof meiner Eltern. Falls alles zusammenkracht, geh’ ich zum Bruder, arbeite dort ein bisschen und bekomme Essen.”