Musterschüler

Der Musterschüler, Schwiegermutters Liebling, kurz: Ein ganzer Mann. Alles Attribute des neuen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenbergs. Er lässt die Herzen der Konservativen höher schlagen mit kaum überbietbaren Platitüden: Ob ersten Gegenwindes wegen “Ich bin so erzogen worden, zu stehen…” Ob seiner Karrierelust: “Ich sehe es auch als Pflicht an meinem Vaterlande…” Ob seiner Fehler wegen: “Ich habe mich da entschuldigt, wie es sich gehört…” oder “Stehen bleiben, auch wenn es mal stürmt”. So konservatives Benimmarsenal verbunden mit Adelstiteln (auch wenn es nur ein kleiner Freiherr ist) löst immer noch weiche Knien bei manchen älteren Damen aus. Und dann noch Prinzessin Stephanie…ganz egal, der Freiherr macht sich gut auf jedem Goldenen Blatt.

Gruselig, wie gerade ältere Wähler magisch von ihm in den Bann gezogen werden, er, der ohne Probleme mit fisteliger Stimme auch noch direkt in die Kameras lügt (ob ihm angeblich unbekannter Berichte) und tatsächlich ehrenhafte Soldaten wie Generalinspekteur Schneiderhahn entlässt, damit politischer Sprengstoff sichtbar entsorgt wird. Dies wird dann auch noch so verkauft, dass diese ihn um Entlassung “gebeten” hätten. Eine unglaubliche Verdrehung von Fakten.

Nico Fried hat unseren Freiherrn für die SZ analysiert und kommt zum überzeugenden Schluss: Viel Glanz, wenig Substanz. Er hatte zweimal Glück, Ressorts zu übernehmen, in denen die Fußspuren seiner Vorgänger Jung und Glos gar nicht zu groß sein konnten, weil es keine gab. “In jener Nacht der Opel-Rettung, die Guttenberg berühmt machte, votierte er gegen Kompromiss und Kredit zugunsten des Autobauers, was für Opel folgenlos blieb, nicht aber für Guttenberg. Der Minister stilisierte sich zum ordnungspolitischen Musterschüler, und die Gemeinde der selbsternannten Erben Ludwig Erhards dankte es ihm.” Ähnlich sein Vorgehen in Kundus: “Der politische Verstand hätte ihm sagen müssen, dass die Legitimität eines solchen verheerenden Einsatzes nicht per Minister-Dekret herzustellen ist.”; Trotz des Eingeständnisses danach: “Die Haltungsnoten waren wieder erstklassig. Guttenbergs Problem jedoch bleibt, dass seine Auftritte viel Glanz verströmen und keine Substanz. Der Minister hat bisher öfter falsch gelegen als richtig. Jedes Mal verteidigt er seine Position mit einem Anspruch auf absolute Klarheit, ja, Wahrheit. Das Merkwürdige ist nur: Wenn Guttenberg sich dann korrigieren muss, macht er es wieder so.” Kurz gesagt, was Guttenberg als politische Größe empfindet, nämlich einen eigenen Fehler öffentlich zu korrigieren, ist nicht Überzeugung, sondern politischer Opportunismus.

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