Führen wie der alte Fritz – der Anti-Machiavelli

Wie machte Friedrich der II. aus Preussen eine Großmacht? Durch besonders autoritären Führungsstil? Nein, dafür mußte er nicht mehr Sorge tragen, sein Vater, Friedrich der I. hatte mit seiner Brutalität und Härte Widerstand hinweggefegt. Das waren die Prinzipien des Machiavelli, die wir in einer zivilisierten, selbstmotivierten Gesellschaft nicht brauchen. “Der alte Fritz” sah sich selbst als erster Diener des Staates, die Energien der Selbstmotivation durch gewisse Freiheit und Lohn wiederum wußte sich Friedrich der II. durch seinen kooperativen Führungsstil zu nutzen. So meint Peter Fridrich, der für sein neues Buch Friedrich den II. als Vorbild für sein Denkmodell nimmt. Seine Prinzipien, die er lt. Fridrich strikt befolgte:
– hol Dir die besten Leute (z.B. Voltaire, Bach, Freiherr von Stein, etc.) an Bord
– halte Deine Untergebenen bei Laune
– schaffe Leitbilder
– sei offen für Innovationen (das Neue, Ungewohnte)
Diese Litanei ließe sich noch ergänzen um viele weitere “goldene” Regeln, bspw.:
– vermeide den Hochmut, sei moralisch stetig
– erkenne Deine Werte, bleibe Ihnen treu und sei integer
– sei Bescheiden und bleibe es
– halte Maß (geize nicht, verschwende nicht)
– erst denken, dann handeln
– sichere Entscheidungen mehrmals ab durch intensive, offene Gespräche und lerne von anderen (höre zu!)
Tja, nur ob der alte Fritz so gehandelt hat, daß weiß “keine Sau”. Denn Tote lassen sich ja vor jeden Karren spannen und in jederlei Hinsicht war er das Modernste, was Preußen in seiner Zeit hätte hervorbringen können, ein tatsächlicher Führer, wenn auch weiß Gott kein Demokrat. Und leider ist hier das Problem, denn der moderne Manager agiert in einer viel komplexeren Umwelt und muß mit Widerständen auf allen Ebenen agieren können. Das ist die passende Überleitung in die Unternehmenswelt des Herrn Fridrich, in der Demokratie auch wenig zählt, sondern stattdessen eher autoritäre Strukturen vorherrschen. Das ist sicher oft der Fall, aber eben keine Anleitung für Unternehmen, die aus der Ursuppe des Kapitalismus langsam herausgekrochen sind. Aus Sicht der “Ursuppenfreunde” läßt sich vom alten Fritz viel lernen und nachlesen. “Führen wie der alte Fritz – der Anti-Machiavelli für Manager“. Man kann sich ein paar schöne Handlungsmaximen dort entleihen, um zumindest aus einem Absolutisten von Unternehmer einen aufgeklärten Absolutisten zu machen. Wann gibt es eigentlich die Revolution von 1789 für Unternehmen? Sehen sich Manager / Unternehmer nicht selten noch als absolutistische Könige und eben nicht als Diener Ihres Unternehmens, geschaffenen System? Unternehmer stehen gar in göttlicher Versuchung, sie können dem Irrglauben verfallen der große Schöpfer allein zu sein. Das ist heute nahezu unmöglich, sinnvolle Netzwerke und Kooperationen sind an der Tagesordnung. Es braucht andere Ansätze, es gibt so viele, modernere Ansätze, die uns in unserer Zeit besser helfen (Senge, Malik, Gansch, Sprenger, Simon, selbst das Dilbert-Prinzip, etc., etc., etc…….). Ich empfehle hier für Musikfreunde das systemische “Vom Solo zur Sinfonie” von Christian Gansch. Es ist dort sinnvoll zu nutzen, wo man viele, spezialisierte und qualifizierte Individuen zusammenbringt. Dennoch, etwas wichtiges tut dieses Buch über kooperativen Führungsstil dann doch: Es erinnert uns daran, daß wir uns ab und zu mal mit unseren Prinzipien beschäftigen sollten – und vielleicht ein paar davon ändern oder erneuern sollten. Ach ja, und überhaupt welche haben!

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