Menschen, die man nicht vergißt: Joseph Weizenbaum

Joseph Weizenbaum (* 8. Januar 1923 in Berlin; † 5. März 2008 in Gröben bei Berlin) war ein deutsch-US-amerikanischer Informatiker sowie Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker. Weizenbaum bezeichnete sich selbst als Dissidenten und Ketzer der Informatik. Es ist aus meiner Sicht der größte Verdienst eines Wissenschaftlers, wenn er nicht nur sein Fach versteht und erweitert, sondern auch auf dessen Begrenzung aktiv hinweist. 1966 veröffentlichte Weizenbaum das Computer-Programm ELIZA, mit dem er die Verarbeitung natürlicher Sprache durch einen Computer demonstrieren wollte; Eliza wurde als Meilenstein der „künstlichen Intelligenz“ gefeiert, seine Variante Doctor simulierte das Gespräch mit einem Psychologen. Weizenbaum war entsetzt, wie ernst viele Menschen dieses relativ einfache Programm nahmen, indem sie im Dialog intimste Details von sich preisgaben. Dabei war das Programm nie konzipiert gewesen, einen menschlichen Therapeuten zu ersetzen. Durch dieses Schlüsselerlebnis wurde Weizenbaum zum Kritiker der gedankenlosen Computergläubigkeit. Darin liegt die philosophisch-gesellschaftliche Bedeutung seines Werkes, er war einer der wirkungsvollsten Warner einer technikgläubigen Gesellschaft, die ihre sozialen Probleme wirkungslos versucht allein mit Technologie zu lösen. Lesen Sie “Wir gegen die Gier“, um sein reichhaltiges Denken kennenzulernen.

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