buzZas Kochstudio No. 66 – Meer im Mund

Austern.

Meer im Mund!

Unglaubliche 240 l Meerwasser durchspülen eine einzige Auster an jedem Tag!

Kein Wunder, dass nichts mehr nach salzigem Ozean schmeckt als die Königin der Muscheln, die Auster. Es gibt unheimlich viele Arten Austern, so dass spezialisierte Händler und Lokale mehr als eine davon zur Auswahl anbieten. In der Regel erhält man die Pazifische Felsenauster, Huître creuse oder noch bekannter unter dem Namen “Fines de Claires”. In der harten Schale aus Calciumcarbonat verbirgt sich ein Cocktail aus verschiedenen Proteinen, der als Aphrodisiakum geradezu legendär ist. Ich wage zu behaupten, dass da was dran ist; meine Frau und ich fühlen uns nach diesem Proteinschock immer gut. Eine handvoll Austern reicht vollkommen aus. Zu Austern passt tatsächlich die als vielleicht als Angeberhaft verschriene Kombination mit Champagner; auch ein mineralischer Sancerre bietet sich immer dazu an. In Asien sind überbackene Austern sogar die Regel, für mich reichen schon die puren Austern aus, um mich vollkommen zu befriedigen.

Austern gelten vor allem in Deutschland immer noch als obszönes Luxusprodukt. Das ist in heutiger Zeit wirklich Humbug! Sie sind allerdings ein sehr empfindliches Produkt, dass man gut behandeln muss. Erinnern Sie sich noch, wie der ordinäre Lachs vor 20 Jahren noch als Delikatesse der Reichen verschrien waren? Heute ist er billiger als Schweinefleisch und der Konsument bemängelt seine mässige Qualität. Ähnlich ergeht es der Auster, dabei haben Aquakulturen die Auster vor allem preislich längst demokratisiert. Für 1-3 € bekommt man in Deutschland bei Fischhändlern hochwertige Austern. Grund genug sie mal zu probieren und von alten Klischees Abstand zu nehmen. Mal wieder typisch, dass Austern bei unseren französischen Nachbarn schon seit gefühlter Ewigkeit ein Lebensmittel wie jedes Andere ist. Auch in den Benelux-Staaten war sie seit jeher beliebt, man denke nur kurz mal an die unendlich schönen Stilleben holländischer Maler aus dem 15-17. Jahrhundert. Oder wie der schweizer Werbefotograf Valentin Jeck für das SZ Magazin Austern im Stile alter Stilleben fotografiert hat, göttlich! Im Gegensatz zum Lachs sind Austern als Delikatesse wahrscheinlich gewöhnungsbedürftiger – vor allem die Phantasie einiger Menschen geht Ihnen durch, wenn sie das Innenleben der Austern betrachten und da “ekelhaftes, wurmiges, schleimiges” zu erkennen glauben. Schleimig ist die Auster in keinem Fall (dann wären sie verrottet), sondern eher leicht glibberig und mit viel salziger Flüssigkeit verbunden. Sie sind in frischem Zustand nahezu geruchsneutral. Sie werden merken, je öfter sie Austern genießen, um so süchtiger werden sie danach!

Zu Hause benötigen Sie leider spezielles Werkzeug zum öffnen der Austern. Das Austernmesser hat eine kurze Klinge und ist nicht so scharf. Wichtiger ist aber ein guter Schutzhandschuh. Als spezielle Austernhandschuhe sind sie immer noch sehr teuer (oft über 100 €). Es macht Sinn, mal stattdessen beim professionellen Arbeitsschutzbedarf nach ähnlichen Schutzhandschuhen zu schauen, die weniger teuer sind. Ein einfacher Arbeitshandschuh reicht nicht aus, die werden sie durchstossen! Wenn sie die Auster an Ihrem Muskel versuchen zu öffnen, sollte eigentlich wenig Kraft im Spiel sein. Trotzdem rutscht man ab und das Messer kann einen ohne Handschuh böse verletzen. Bei der Premiere darf man nicht von einer High Speed-Öffnung träumen, gerade bei kleineren Austern findet man nicht sofort den richtigen Eingang an der Wurzel. Und wenn sie das erste Mal Austern machen, sollten Sie nicht unbedingt 6 Gäste haben – sie werden sich wundern, wie anstrengend das sein kann! Und unter Stress passieren Verletzungen am schnellsten.

Wie isst man denn Austern?

Also, als an erster Stelle gehört eine Warnung:
War die Auster vor dem Öffnen wirklich geschlossen? Wenn die Austern schon längere Zeit tot ist, sollten sie die auf keinen Fall essen!
Wenn Sie Austern verarbeiten, halten sie sie kühl!
Servieren sie Austern auf Eis, kalt schmecken sie mir besser (und halten länger)

Ansonsten mache ich niemanden Vorschriften, betrachten Sie das also nur als Empfehlung:

– Essen sie die erste Auster “nackt” – probieren sie den natürlichen Geschmack. Manche (Austern-) Menschen können am Salzgehalt sogar schließen, aus welchem Ozean die Auster kommt.
– Nutzen Sie die Auster wie einen Löffel! Schön gerade halten, dass nicht alles rausläuft.
– Legen Sie sich die Auster auf die Zunge, kauen sie sie ruhig etwas
– Schlürfen Sie den Rest gerne aus!
– Verwenden Sie Zitronen sparsam!
– Mit der Gabel können Sie die Austern entnehmen, um sie in Sossen zu dippen (sonst braucht man eigentlich kein Werkzeug)

Hier ein kleines Video wie man Austern öffnet von einem (etwas drögen) Nutzer:

Hier ein Video, wie man Austern “richtig” isst:

Wir hatten dazu gestern einen Chablis, mit Zitrone einfach eine gute Wahl!
auster

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