Ramen vom Feinsten

Izakaya in Köln

Ramen vom Feinsten

Ich bin ganz begeistert: Endlich hat es jemand gewagt, eine echte Izakaya in Deutschland zu errichten. Das Daikan in Köln (Belgisches Viertel). Was ist eine Izakaya? Es ist die populärste Restaurantform in Japan und steht eigentlich für nichts anderes als “Kneipe”. Nur dass man traditionell in Japan immer etwas zum Sake oder Bier isst. In die Kneipe gehen und nur trinken, so wie es dass in Deutschland noch oft gibt, ist in Japan sehr selten. Dafür gibt es die Shot Bars. Im Izakaya geht es ähnlich zu wie im klassischen Wirtshaus oder im englischen Pub: Es gibt zu den besonderen Getränken stets auch das passende Essen. Und im Daikan kann man das wirklich gut – auf schlichtweg dem gleichen Niveau, wie man das in Japan fast überall findet, aber in Deutschland leider noch eher die Ausnahme darstellt.

Das Daikan ist in vieler Hinsicht anders als klassische Restaurants – es ist formlos, leger, hat keine Tischdecken und von der Einfachheit viel von einer Bar oder eben klassischer Kneipe. Nur dass man dass rein ästhetisch unheimlich progressiv gestaltet hat – und weil man genauso unverbindlich kommt wie gehen kann, denn das Daikan macht kein großes Bohei. Meiner Meinung nach entspricht diese Reduktion und Einfachheit sehr stark dem Zeitgeist, doch eines ist das Daikan nicht: Einfach. Das Essen nämlich ist ganz klar hochwertig und somit verbindet sich die gelungene Ästhetik mit hoher Qualität in der Küche.

Auch wenn man es vielleicht schon x-mal gehört hat, aber Sushi ist nicht das Lieblingsgericht der Japaner. Der Alltag besteht in Japan viel mehr aus dem Mix, den wir auch in Deutschland lieben: Nudelgerichte, Gemüse und Fleisch. Doch die Japaner haben eine besonders intelligente Form gefunden, wie Sie alles in ein Gericht hineinbekommen und den Flüssigkeitshaushalt des Gastes gleich mit regulieren: Die Ramen Suppe.

Ramen vom Feinsten

Ramen vom Feinsten

In Japan gibt meiner Anschauung nach vieles – aber selten schlechte Qualität. Wer einmal da war, schwärmt in der Regel von der enormen Qualität der Restaurants und Izakays – geradezu beschämend, wie schlecht Restaurants im Vergleich in Deutschland leider oft sind. Der Wettbewerbsdruck und Erwartungsdruck ist auch schlicht enorm: Wer dort schlecht kocht, fällt schlicht schnell aus dem Markt. Die Mundpropaganda ist wirksam und das geschäftliche Essen findet bei schlechter Qualität sehr schnell woanders statt. Im Daikan in Köln hat man sich an diesem Niveau orientiert und sicher nicht einfach nur versucht, etwas besser als die Kölner Konkurrenz zu sein: Man ist wesentlich besser!

Wer eine Udon-Suppe im Daikan probiert hat, der merkt erstmal, was man sich in anderen angeblich japanischen Restaurants hat vorsetzen lassen – dort ist vieles japanisch, aber selten das Essen (eher die Einrichtung). Man soll ja nicht lästern, aber Mosch-Mosch hat nicht ohne Grund die Türen geschlossen und die Leute mit dem Bento-Prinzip können vieles – aber meiner Meinung nach nicht besonders lecker kochen und erst recht nicht japanisch kochen. Erfolgreich sind sie dennoch, was aus Sicht des Gourmets schmerzt, aber eben der Fall ist – es gibt für viele Kunden schlicht andere Kriterien: Lage, Preis, Satt werden – lecker ist nicht immer der Maßstab. Sonst, dass ist mal sicher ,ist das Daikan bald nur noch voll: Denn da schmeckt die Hühnersuppe nämlich noch tatsächlich nach Huhn – und nicht Brühwürfeln. Ich erinnere mich an die Ramen bei den Wettbewerbern – es sind undefinierbare Brühen, ohne klare Komposition: Es ist zwar viel buntes Gemüse drin, die richtigen Nudeln, das richtige Fleisch – aber es schmeckt schlicht nach nichts. Ein ganz banaler Grund: Es werden diese Suppen nicht richtig gekocht, sondern es wird einfach nur heißes Wasser mit gegartem Gemüse und Brühwürfen vermengt. Das ist zwar nicht gefährlich oder ungesund – aber lecker ist es nicht. Bei Daikan dagegen gibt es eine richtig klassisch gekochte Suppe mit enormer Aromenbandbreite, aus der die Quelle des Geschmacks einfach schmeckbar ist. Im Daikan schmeckt sogar sowas einfaches wie Spinat mit Sesamsosse köstlich – weil der Spinat nicht nach Tiefkühltruhe schmeckt und die Sesamsosse nicht einfach nur ein süsser Pamp ist, sondern eine richtig ausbalancierte Sosse darstellt. Der Clou/Hammer aber ist der offene Holzkohlegrill – er verleiht den zahlreichen Spezialitäten eine fantastische Aromatik. Er ist zwar nur abends in Betrieb, aber dann kann man von Wagyu (klar, wir sind in Japan) über eine qualitativ einwandfreie Ente gute Produkte hochwertig zubereitet bekommen. Das Lokal hat zwar kein Sterneniveau, aber hebt sich von der Küche her deutlich ab von den Konzepten wie Bento Box. Und die Preise halte ich für absolut gerechtfertigt.

Essen ist nicht alles – auch das Auge will verwöhnt werden. Und da haben die Besitzer schlicht Blick für Ästhetik bewiesen: Das japanische Wabi-Sabi ist hier so modern interpretiert, dass man in London oder New York sein könnte. Einfach fantastisch gut ausgesucht – die schwarzen Decken, die Vollholztische, der insgesamt stark reduzierte Stil mit dem Fokus für das Wesentliche – genauso muss man dass machen. Das Porzellan ist echte Keramik – hier ist einfach nichts billig und somit findet sich die Qualität der Einrichtung auch passend wieder in der Qualität der Gerichte.

Was eine Izakaya auch in Japan aber selten führt: Sushi. Das wird gar nicht erst angeboten, was ich auch für ziemlich clever halte. Wer Sushi in hoher Qualität sucht, geht besser zu Momotaro oder Kintaro – oder fährt gleich nach Düsseldorf in die Klosterstrasse bzw. Immermannstrasse. Denn Sushi ist vieles, aber nicht trivial. Und ich bin ehrlich gesagt dankbar drüber, dass dieses Konzept endlich neue Wege geht – denn eines gibt es leider in Köln zu hauf: schlechte Sushi -Restaurants. Und ganz gruselig: “Sushi all you can eat” – Sushi ist einfach viel zu besonders, als dass man in Massen seltene Fische schlecht zubereitet.

Ich hoffe, dass Daikan findet sein Publikum – es hätte den Erfolg verdient!

Daikan

Reservierungen über Open Table möglich (funktioniert auch!)

Maastrichter Str. 9
50672 Köln
Belgisches Viertel

Telefonnummer 0221 30135906

Daikan von außen

Daikan von außen

Spinat mit Sesamsosse

Spinat mit Sesamsosse

Küche im Daikan

Küche im Daikan

2 Comments

  1. Jochen says:

    Hört sich spannend an. Und wieder was gelernt über japanische Kochkultur!

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