buzZas Polemik No. 1: Hass eines Kritikers oder auch “Die US-Doener sind los!”

Pulled Pork Hamburger mit Brioche Brötchen und Cole Slaw bei Pigbull in Köln

Kritiker. Man braucht sie, um das Gute zu finden. Sie sollen das Schlechte brandmarken, aber vor allem nützliche Trüffelschweine sein, die uns die wahren Perlen im Wald der Möglichkeiten zeigen. Ob im Film, in der Literatur oder der Gastronomie. Aber lieben, diese Kritiker, lieben tut man sie nicht. Zeit, mal über ein paar aktuelle Trends wie Edelhamburger abzulästern und diejenigen zu brandmarken, denen wirklich Ekel gebührt. Es ist nämlich zur Mode geworden, das Essen bei Mc Donalds und Burger King zu relativieren. Es sei ja nicht schlecht, es gebe Gründe, warum man darauf ausweichen dürfe. All diese Relativierung verdienen einen fetten Anschiss, denn sie sind schlicht erkauft worden.

Die gobal operierenden Epigonen, alias die Großketten McDonalds und Burger King, arbeiten nämlich schlicht mit Ihrer Geilheit und dem üblen Hunger, um einen schnellen Dollar mit industriellem Kleister zu machen. Das ist allemal eine (etwas längere) Polemik wert!

Kritiker produzieren nur Worte, keine guten Bücher. Sie können nicht selbst Regisseur sein, wissen aber um die Schwächen seiner Arbeit, des Drehbuchs, des Schnitts, der Ausstattung. Wenn der Film nur die Zeit des Zuschauers verschwendet, sind wir dankbar darüber, dass uns der Kritiker diesen Abend erspart hat. Schön, wenn er lehrreich um die technischen Schwächen referiert. Man meint, man selbst sei nun der bessere Filmemacher.

Schlechte Gastrokritiker können leider oft nur mässig kochen. Gute Gastrokritiker aber können das Produkt auf dem Teller mit chirurgischer Penebilität und Akuratesse sezieren. Wenn Jürgen Dollase eine Tellerkritik macht, sollte sich der Koch warm anziehen. Denn er deckt jede Schwäche gnadenlos auf, weil er weiß, wovon er schreibt. Dollase verliert kein falsches Lob, wenn ihm etwas nicht schmeckt. In seiner Kritik ist er nicht unnötig polemisch, sondern aufrichtig. Angeblich kocht Dollase selbst so gut wie die Menschen, die er kritisiert und räumt dem Genuß in seinem Leben viel Raum ein. Beliebter hat ihn das bei einigen Opfern nicht werden lassen. Allerhöchstens ist der Kritiker respektiert, wenn seine Kritik Niveau hatte.

Unsere Unterhaltungsgesellschaft hat aber noch etwas erfunden, was ähnlich zivilisiert ist wie einst antiker römischer Gladiatorenkampf. Eine Art gesellschaftliches Ablassventil für Überdruck. Ist die Not der Massen groß, schlachten sich ein paar Gladiatoren ab. Dazu billiges Brot und der Mob gibt erstmal wieder Ruhe. Leider sind wir heute nicht viel besser. Zwar stirbt niemand im Fernsehen, doch stattdessen gibt man nichts auf seine Ehre. Das wäre noch vor zweitausend Jahren das viel schlimmere Debakel gewesen – sterben ist nicht so tragisch, denn es warten die Götter – aber welcher Gott will jemanden, der keine Ehre mehr hat? Woran es liegt, dass im globalisierten Kapitalismus die Ehre immer weniger Wertschätzung genießt, ist eine lange Untersuchung wert. Denn wo Ehre, dort auch Respekt und wo ein respektabler Umgang, dort ist Zivilisation. Ein Mensch, der über seinen Mangel mit Toleranz und Respekt streitet, der schlägt sich nicht, sondern wehrt sich mit der scharfen Klinge des Wortes. Ohne die Ehre des anderen zu zerstören.

Anders allerdings unsere Fernsehkultur. Dort bemüht man Kritiker, die mit sadistischer Präzision Ihre Opfer atomisieren, ja, dekonstruieren. Ehre ist dort keinen Cent wert. Ja, mit Worten entehren und schlagen sie zu. Es tut mir leid, dass ausgerechnet der feine Mensch Marcel Reich-Ranicki diese Entwicklung vorbereitet hatte. Er war ein ausgezeichneter Kenner der Literatur, wußte um die Schwächen, den Kampf des Autors mit dem Stoff. Aber er nahm sich auch heraus, nur das Beste zu würdigen und dann sogar zu feiern. All das brachte ihm in der F.A.Z. vielleicht Achtung, aber keine Popularität. Erst als er öffentlich und wortmächtig im Fernsehen über seine Autoren herzog und die hart ins Gericht nahm, brachte ihm Aufmerksamkeit. Er mußte verstehen, dass herbe Spitzen gegen den Autor oder Siegrid Löffler die Garantie für gute Quoten waren. Erst wenn er tobte wie ein lächerlicher Tyrann, amüsierte dass die Massen.

Diese Entwicklung hat sich jetzt überall fortgesetzt. Denken Sie mal an Musik. Ausgerechnet die Musik, die war das nächste Opfer. Dabei bedeutete sie uns soviel: die Klassik, Bach, Beethoven, , der Rock, Elvis, Jazz, John Coltrane oder Charly Parker. Oder Pioniere der elektronischen Musik, des Rap. Überall Spitzenleistungen, die gleichsam von feinster Sensiblität und Gefühl geprägt sind. Doch ausgerechnet der ewig testosteron-geschwängerte Dieter Bohlen in seiner Show des dünn gesäten Talents, namentlich DSDS, versucht uns nun die Musik zu nehmen. Dort wird auch der ärmste Dilletant noch übel denunziert, auch wenn Dieterchen selber bis heute den Beweis schuldig bleibt, ob er je ein Stück Musik fabriziert hat, was man wahrlich anmutig und schön nennen kann. Schön, wenn sich Kritiker solche Menschen vornehmen und einen Bohlen musikalisch zerlegen. Denn Menschen wie Simon Cowell oder Dieter Bohlen treibt nicht die Passion, die Liebe zur Musik. Er gehört zu der anderen Fraktion Erfolgsmensch, der die Sache als Instrument versteht. Er benutzt die Musik, um daraus schlichtweg Kapital zu schlagen. Man könnte sagen, Dieter Bohlen ist der Uli Hoeneß der Musik. Denn ihm reicht es ja nicht, mit der Musik oder dem Sport reich zu werden. Geld ist nicth zu verübeln, dass braucht ein jeder. Aber Menschen wie Bohlen ist genug nie gut genug – er will vor allem mehr Kohle haben als alle anderen. Mehr und mehrens willen. Wieso studiert ein Komponist wie Bohlen eigentlich Betriebswirtschaft? Mit Abschluss? Wer dass gemacht hat, komponiert ganz anders: die Musik wird so dumpf und geil gemacht, dass der Ballermann-Gänger Heinz im vollen Suff animiert wird, allen Anstand und gute Sitten beiseite schiebt um “dat Claudia mal endlich ordentlich an die Moppen” zu gehen. Voraussetzung, dass Dieters Ode an die Geilheit aber einschlägt ist der Suff – ohne dass unser Heinz sich seines zivilisatorischen Anzugs erledigt, kann der Trieb keine Oberhand gewinnen.

Für Erregungszustände darunter, also sagen wir mal wo die Geilheit sich noch zügeln lässt, wo man zumindest leicht besäuselt der Liebe seines Lebens in die Augen blicken möchte, da hat Dieter “dicke Eier” Bohlen wenig zu bieten. Wo nicht Emotionen im Stadion hochkochen, da kann ein Hoeneß auch wenig verrichten. Hcöhste Erregungszustände brauchen natürlich einen Abbau. Wer geladen ist, weil ein anderer Mensch die Grenzen von Achtung und Respekt verletzt hat, der schreit nach Triebabfuhr. Das war vor bei den Römern so, dass ist heute genauso.

Unsere Gesellschaft bietet vielen Menschen wohl nicht mehr die Möglichkeit, Luft abzulassen und Ihre Wut und die folgende Aggressionen in Griff zu halten. Schön, wenn dann mal andere schikaniert werden. So eine Art Stellvertreterkrieg zur Triebafuhr. Der moderne Mensch findet zur Triebafuhr bei der Arbeit wenig Raum – wer dort das Nervenkostüm verliert, der droht in die Falle zu laufen. Kündigung folgt. Der Chef hat einen eh schon länger wieder auf dem Kieker. Diese Art des öffentlichen Anklägers, so eine Mischung aus Pontius Pilatus und Roland Freisler des modernen TV-Zeitalters, wollen wir aber hier keines weiteren Blickes mehr würdigen. Sehen wir wieder die Verbindung zur Gastronomie: Eine feiner und eigentlich liebevoller Zweisterne-Koch wie Frank Rosin wird im Fernsehen zum üblen Polterer, der ganz schwache Gastronomen in Ihrem Versagen brandmarkt. Rosin wird sicherlich im Fernsehen besser entlohnt als für all die harten Jahre in der Küche. Doch muss man sich gleich dermaßen die Blöße geben?

Die Geilheit, von der ich sprach bei der Musik, wird uns gleich noch im Kontext des Essens begleiten. Erinnern Sie sich an eine andere Form der Erregung? Denken wir mal an ihre letzte Arbeitswoche. Wenn Sie wie ich mobil sind, hat es nicht immer so geklappt damit, dass man pünktlich zum Essen zu Hause ist. Pünktlich keit ist kein Selbstzweck, sondern schlicht auch die Erinnerung daran, dass man regelmäßig was essen muß. Gerade der mobile Mensch greift deswegen zur schnellen Küche, dem Fast Food. Und dort arbeitet man genauso wie der Dieter in der Musik mit Ihren Gefühlen. Sie haben Hunger, furchtbaren Hunger, dass es sie zerreist. Und gerade dann steigt die Geilheit auf Triebabfuhr: Saftige Burger, fettige Fritten, der Speichel läuft und sie sind voll drauf. Wie aber unser Heinz im Suff droht ihnen nach dem Essen stets der Kater. Der fiese Kleister ist nicht gut gekocht, er ist gepanscht. Wer mit altem Fett gepresste Masthühner aus dem Hühner KZ in Corn Flake-Resten paniert und mit Zuckersossen-übergiesst, der macht sich schuldig in unzähligen Fallen an Mensch und Tier.

Sie sagen, dass sei ja nichts Neues. Stimmt, schon vor 20 Jahren haben alle geätzt und geflucht was das Zeug hält, wenn es um McDonalds ging.Mittlerweile hat die übermässig hetzerische Kritik gegen die Fast-Food Könige etwas nachgelassen. Die war früher mal übermotiviert von einem relativ schlecht fundierten Verständnis von Ernährungsgesundheit. Dazu kam schlichter Antiamerikanismus oder mild kaschierter Antikapitalismus als weiterer Unterton. Was die 68er als politisches Kleid auflegten, sehe ich eigentlich nicht viel anders. Hochwertige Lebensmittel schnell zubereiten, dass ist guter Fast Food. Aus schlechter Pansche in Fritteusen quasi hochgetunte falsche Silikontitten zu verkaufen, dass ist ganz schlechter Fastfood. Das mit der Silikontitte habe ich nicht ohne Grund verwendet, denn auch dort steht anfangs die Geilheit und nachher das üble Erwachen. Kunststoff im Körper ist nicht so toll wie man vielleicht meint, es ist eine einzige biologische Perversion in einem ausser Kontrolle geratenen Kampf um die Fortpflanzung.

Okay, reagieren wir uns jetzt mal wieder ab und entspannen uns. Denn wo viele Kritiker sind, dort entsteht ja auch eine Gegenbewegung. Linke und linksliberale Kritiker antworten gerne mit der Slow Food-Bewegung, deren Argumentationskraft aber von derartiger Schlichtheit ist, dass es nicht nur Charles Schumann sprichwörtlich im Interview mit Gründer Carlo Petrini die Schuhe auszog, derartig naiv-romantisch waren die Argumente.** Slow ist natürlich genauso quatsch wie Fast – wenn man es nicht richtig verstehen will. Die Kritik am Fastfood richtet sich nicht an die schnelle Zubereitung. Frittieren ist richtig gemacht eine feine Zubereitungsmethode. Es ist die Kritik an den industriellen Vorprodukten, bei denen vor allem ein Motiv im Vordergrund steht: Viel und vor allem billig herstellen, damit am Ende der Profit steht. Slow ist dagegen falsch, wenn es meint, dass wir uns alle entspannen sollen und vier Stunden jeden Tag am Bräter stehen. Es ist eher ein Hinweis darauf, dass bestimmte Prozesse sich in der Natur nicht beschleunigen lassen, um besser zu werden. Wohl aber kann man die Herstellung von Essen beschleunigen, ohne die Qualität des Produktes zu massakrieren. Gerade die jüngste Vermählung von Sterneküche mit Erkenntnissen aus der Physik und Biochemie hat da viele gute Ergebnisse produziert, die man landläufig als Molekularküche zusammenfasst. Selbst der Schnellkochtopf erlebt dort eine ungeahnte Renaissance.

Ach ja, das Kritikerdasein. Man empört sich, man flucht. Doch die Perlen gehen manchmal vor die Säue und der gemeine Verbraucher scheint nicht zu wissen, was ihm entgeht. Da freut man sich doch, wenn man als Kritiker einfach mal sagen darf, was Sache ist: Unverblümt und ohne viel drumherum. Schön wär’s, doch da folgt Strafe auf dem Fuße! Ich selbst durfte aber jüngst erleben, was man alles so erleben kann, wenn man den öffentlich Kritisierten auch noch kennt! Eine Autorin eines Kinderbuches, die ich persönlich sehr schätzte, bekam von mir eine Kritik zu Ihrem Buch. Prompt hatte sie den Hörer in der Hand: “Sag mal, ist irgend etwas zwischen uns oder habe ich da was nicht mitbekommen?” Ein Restaurant in Köln, das immerhin einen Stern hat, habe ich auf Sternefresser.de (eigentlich eine kritische Seite von Freunden der gehobenen Gastronomie) hat von mir ebenfalls eine aufrechte Kritik bekommt. Die war nicht polemisch, die war nicht dramatisch. Die war allerhöchstens so durchschnittlich, wie das Essen, dass ich dort bekommen habe. Man beschimpfte mich dann aber in dem Forum, es wäre ja sowas von unhöflich, öffentlich über das Restaurant „ab-zu-kacken“. Das waren tatsächlich die Worte. Das weist aber auch auf einen weiteren Mißstand in unserer super kommerzialisierten Welt hin. Werbung ist nicht mehr Werbung, ein Hinweis auf ein gutes Produkt. Eine Verbraucherinformation. Werbung benutzt alles, was noch vor fünfzig Jahren unter Propaganda gelaufen ist. Es ist die bewußte Verbrauchertäuschung. Und zwar psychologisch sehr raffiniert und geschickt gemacht.

Werbung ist Propaganda, denn Wirtschaft ist Krieg. Solchen Eindruck gewinnt man. Ich selber bin immer wieder erschrocken, wie simpel solche Mechanismen funktionieren. Heston Blumenthal hat es auf seine Art und Weise in der Dreisterne Küche gelernt. Er nannte das nun, Vermarktungsgenie seinerseits, Multi-Sensory-Cooking. Was war damit gemeint, ich zitiere aus Wikipedia:

„The event that cemented Heston’s interest in this area was his creation of a crab ice cream to accompany a crab risotto. “People had difficulty accepting Crab Ice Cream, yet if it was renamed “Frozen Crab Bisque”, people found it more acceptable and less sweet. The phenomenon was subsequently researched by Martin Yeomans and Lucy Chambers of the University of Sussex, who served test subjects a version of Blumenthal’s ice cream flavoured with smoked salmon, but told one group they would be tasting ice cream and the other that they would be tasting a frozen savoury mousse. Although all consumed identical food, those eating what they thought was savoury mousse found the flavour acceptable while those eating what they thought was ice cream found the taste salty and generally disgusting. For Blumenthal, this confirmed his ideas. “If something as simple as a name could make a dish appear more or less salty … what effect might other cues have on flavours and our appreciation of them?“
Denselben Effekt macht Ihnen natürlich auch die Werbung vor. Nehmen Sie mal Tütenessen von Maggi, Knorr & Co. Sie sehen attraktive Menschen, die in schönsten Farben Ihr Lieblingsessen zelebrieren. Statt echter Lebensmittel greifen sie zu pulvergetrockneter Tüte, wo dehydrierte Reste von Gemüse, Maltodextrose und andere billige Lebensmittelchemie benutzt werden. Was bei Astronauten und im Krieg Sinn macht, ist natürlich ein Verbrechen an der Aromatik – selbst wenn Symrise & Co noch so tolle Aromamoleküle nachbauen wollen. Wenn Sie das alles hier so bei mir lesen, werden Sie dem Tütengericht kritisch begegnen und es einfach nach seinem Geschmack beurteilen. Haben Sie verschiedene Tütengerichte mal probiert? Ist ihnen aufgefallen, wie gleichartig die alle schmecken? Klar, zuviel Dextrose hier, zuviel Maisstärke da, zuviel Salz sowieso. Aber immer diese gleiche Metageschmack von Kleister über allem. Und wer lange keine richtig gekochten Gerichte mehr gegessen hat, der wird das noch nicht mal vermissen. Die Werbung suggeriert ja sicher nicht, wie scheiße der Geschmack. Und das funktioniert: Viele Leute sind dermaßen okkupiert mit Gedanken über Arbeit oder Probleme zu Hause, dass sie nicht merken, was sie da in sich herein schlingen. Sättigung vor Genuß. Und wenn dann nebenbei die Werbung für die Tütenkreation läuft, dann sieht man glückliche Menschen, die ihr Essen genießen. Haben Sie gar nicht? Herrje, sie sind aber anspruchsvoll!

Bei unseren Burgerbratern McD und Burger das gleiche Spiel. Sie sehen wieder in Zeitlupe frische geschältes Gemüse, dass in Sturzbächen von Wasser stürzt. Oh, dass muss frisch und lecker sein! Sie können das gar nicht ignorieren, es seift sie dermaßen ein, dass sie abgelenkt werden von dem, was sie da wirklich essen. Auf die harte Kritik der Ernährungsapologeten hat man bei McD mit Quinoa-Burger oder Salatvarianten professionell reagiert. Reine PR Maßnahme, den keine Sorge, die profitabeln Fritten laufen sowieso besser als langweiliger Eisbergsalat. Die Burger Könige hatten jüngst gar derartige Missstände mit der Küchenhygiene, dass sie eine ganze Zeit schließen mußten. Hygiene Probleme sind kein Witz – Hygienemängel bedeuten, dass es gesundheitsgefährdend war. Von Mindestlöhnen und den Tehmen wollen wir hier gar nicht reden.

Auch die Pommes im Menü kann man als Ernährungskritiker nun mit einem (lächerlich banalen) Salat ersetzen. Macht natürlich kaum einer, auch wenn das Balsamico Dressing noch so süss ist. Aber die veganen Missionare der C-Kategorie halten darauf hin erstmal die Klappe, sie halten ja nach der ersten Widerrede stets das Maul. Jüngste Relativierungen (uh, selbst von Gourmands!) tragen den Unterton, dass man ja als beruflich ambitionierter Mensch nicht immer die Zeit habe, sich selbst zu bekochen und es auch mal in fremder Umgebung schnell gehen muß. Dass es aber bei den Burgerbratern eben einen gewissen Standard gebe. Das geht dann beim großen goldenen M angeblich ganz befriedigend, bevor man eine sumpfige Pommes-Currywurst in einem Dorfimbiss verzehren muss. Also zumindest ist man da vor der Lebensmittelvergiftung sicher. Und vor langer Wartezeit. Oder gruseligem Ambiente. Und vor allem: Vor fremden Menschen! Die lassen einen nämlich im Burgerparadies in Ruhe. Auch, das wird betont, sei der Standard ja weltweit immer gleich. Da man annehmen muß, dass unsere Wirtschaftsordnung und die globalisierte Hetze immer höhere Anforderungen an die Mobilität und Flexibilität seiner Arbeitnehmer stellt, sind dass ja gute Wachstumsaussichten für unsere großen Burgerketten.***

Wenn der Menschen also zum Beschiss neigt, dann hilft der beste Kritiker nichts. Es gibt den Beschiss aber auch anders. Eine andere Art und Weise, zu sündigen, ist nicht zu lügen und industriellen Kleister zu einem Feinschmecker Erlebnis hochzujubeln. Nämlich der soziale Distinktionsgewinn. Heißt schlicht nicht anderes, als sich sozial abzugrenzen durch eigene Konsumgewohnheiten. Beliebt bei der Slow Food Bewegung, die nämlich sich zu dämlich ist zu behaupten, dass Ihre Art sich besser zu ernähren nicht teurer sei als Tütenessen. Ist natürlich quatsch und fördert das Gegenteil von Achtung zum Essen. Wenn wir Essen als etwas wertvolles erkennen würden, dann ist es nur natürlich das besonders gutes Essen auch teurer ist als schlechtes Essen. Warum auch nicht? Das heißt noch lange nicht, dass wir uns das nicht leisten können, es heißt eben nur, dass wir nicht einen Sechszylinder-BMW fahren können und gleichzeitg jeden Tag Trüffel verspeisen. Wer alles will, braucht auch alle Mittel, die haben wir nun mal nicht. Wer immer im Verdacht ist, sich des sozialen Distinktionsgewinns strafbar zu machen, ist ausgerechnet der Leser der Zeit. Gerade dann, wenn Kollege Siebeck schreibt. Es geht dabei aber gar nicht um seine klugen Gedanken. Es geht auch hier um die Inszenierung: „Sitze im Garten. Habe schönes Bild gemalt. Sitze mit bunt karierter Jacke aus edlem Leinen vor meinem Schloss. Mittags gab es edle Käse, morgens ja nur Croissant. Abends werden wir natürlich wieder in die Vollen gehen, Trüffel bis zum abwinken!“

Ein Bonvivant mit Rauschebart, es duftet das Manufaktum-Rasierwasser. Sie kennen die Fotos, die sie am Abend lesen, während weder Ihr Garten gut gemacht ist noch Ihr Abendessen. Sie hatten mal wieder Kantinenfrass beim Versicherungskonzern, ich dagegen finde mal wieder ein Haar ein einer Suppe, von der sie nur im Urlaub kosten dürfen (so sie in der Provence sind). Stets natürlich anderer Leute Suppe. Mecker, Mecker, metaphorisches Gestöhn, alliteratives Gestöhne. Preußischer Peitschenschlag! Nichts gescheites weiß ich nicht, der Deutsche hat vom Franzos aber nichts recht gelernt. Fein wäre doch dies und jenes. Ich muss es wissen, denn Geschmack – das bin ich! Auch wenn er weiß um die wirklich guten Sachen, so führt man doch die Schafe nicht in den Himmel! Man soll stets demütig bleiben, das ist ein wirklich feiner Charakterzug. Früher reichte uns Cogito ergo sum, man mußte nur denken um zu sein.

Heute gilt wohl gesellschaftlich eher video ergo sum: “Ich werde gesehen, ich werde wahrgenommen, also bin ich wer!” Bei der Gastrokritik ist das nicht anders. Manche Kritiker würden gerne mal ganz neue Trends lostreten. Das ist eigentlich nicht mal so falsch, denn es entspricht Ihnen ja doch. Wenn das Trüffelschwein etwas wirklich tolles, einen echten Perigord-Trüffel erschnüffelt hat, dann grunzt es wie verrückt. Sie wissen schon, der übliche blasierte Salat eines überreifen Rauschebarts, der vom Essen fast soviel versteht wie vom Niederschreiben der Nahrungsmittelindustrie. Darf deswegeb im besten Blatt eine Doppelseite schreiben, ganz wie er will, frei nach gusto! Oder mit Maßstäben messen, die dollas sind.* Da wußten sie gar nicht, was alles falsch gemacht werden kann an einem gekochten Ei! Das haben sie sich viel zu simpel vorgestellt, sie einfältige Tütensuppe!

Einrichtung im Karl Hermanns Luxusburgerladen in Köln Ehrenfeld

Einrichtung im Karl Hermanns Luxusburgerladen in Köln Ehrenfeld

Ein jeder kleine Siebeck weiß: Der Kritiker muß eine Marke sein, will er etwas gelten. Sich dann titulieren als Geburtshelfer der Nouvelle Cuisine in Deutschland, das tut er erst verschämt, dann steht es eh in jedem Verlagsmaterial, die PR, muß sein, sie verstehen. Lorbeeren benutzt er nicht, er schmeckt ihn raus! Aber am allerliebsten setzt er ihn sich auf!

Eitelkeit, seien wir ehrlich, ist immer eine Sünde wert. Doch welchen Wert hat die Kritik, wenn das, was erzeugt wird, nicht des Neides wert ist? Der Kritiker ist für die Gesellschaft nichts wert, wenn er nur im Negativen kritisiert. Tausende Literaturkritiker wußten, welche schnöder Brei sich hinter den fünfzig grauen Schattierungen eines kleinen Hausfrauen-Pornos verbarg, gelesen wurde er dennoch, trotz aller Warnhinweise. Und manche wurden damit auf Ihre Art wohl satt. Nicht jeder Mensch taugt zum Feinschmecker, mancher hat dazu weder die Zunge noch die Disziplin. Und wer will der Masse verwehren, dass sie es schlichter mag? Wer kann eigentlich wirklich behaupten, dass die eigene Mutter ein Genie in der Küche war? Sicher, die Mamis haben für Kinder lecker gekocht, aber haben sie dafür Kalbsbries und Entenleber aufgetischt? Wenn Sie meiner Tochter Pommes mit Ketchup auftischen, ist die im siebten Himmel. Wir wollen uns aber mit Erwachsenen beschäftigen, die Ihre Triebe etwas besser im Griff haben.

Frei nach Wolf Haas: Ich sage es Euch, gut ist, wer Menschen glücklich machen kann. Doch nicht jeden kannst Du zu seinem Glück zwingen. Der Mensch neigt zum Abründigen.“ Und er hat auch vielfältige Interessen.

Wer sich für Mode von morgens bis abends interessiert, der wird bei Achtzylinder-Motoren vielleicht nur Schulterzucken übrig haben. Der Leser von PS-Magazinen vermag mit Free Jazz vielleicht nur oberflächliches Interesse verbinden. Glücklich machen kann man den Menschen nur dann mit Essen, wenn es ihm sehr viel bedeutet. Und wir müssen zugeben, vielen Menschen scheint Essen nicht soviel zu bedeuten wie vielleicht mir.

Die Gewinner unter den Lebensmitteln sind in der Regel die unerotischen Träger von wenig Aroma. Und wenn Aroma, dann ist es ausgerechnet dahin überzogen, wo die feine Zunge ihn nicht will: Zu salzig, zu süß, zu fettig, zu kleistrig. Als wenn das Lebensmittel einem unaufmerksamen Genießer noch schnell mit dem Vorschlaghammer mitteilen will: Übrigens Du isst Jalapeno-Hot Garlic Chips! Vor Tagen schrieb ich in diesem Blog noch, wie unverständlich es eigentlich ist, dass bspw. feinster Ochsenschwanz oder Kalbshaxe selten den Weg in deutsche Töpfe finden. Ausgerechnet das eigentlich fast schon langweilige Filetsteak gilt als feinstes Fleischprodukt, obwohl es meist völlig arm an Aroma ist. Reich an Fleischsaft oder Zartheit, das ist es, wenn es gut ist. Mit dem richtigen Anteil an Fett, am besten noch schön marmoriert. Von einer bestimmten Rasse. Doch Filet, das ist also eine Frage der Konsistenz, nicht des Aromas. Sonst gewänne stets das Entrecôte, das bei meiner Frau dank hohem Fettanteil nur ein “Ihhh” auslöst.

Ich denke, ich habe die Kritik an sich ziemlich weitgehend vorbereitet, um die es mir hier geht: Die neuerliche Relativierung in den Medien der großen Pommes- und Burger Brater: McDonalds und Burger King. Das Auftauchen neuer Luxus-Burgerbrater. Und was dass alles mit gutem Imbiss zu tun hat. Beginnen wir mit den Luxus-Burgerbratern. Sie stehen in dem Verdachte, es ginge nur um teuren Frass. Sprich, der Mensch geht gemäß Thorstein Veblen nur deswegen in diese Lokale, weil er sie sich leisten kann und der andere arme Tropf eben nicht. Das nennt er dann sozialen Distinktionsgewinn, denn der Luxusburgeresser fühlt sich nur dann gut, wenn er andere ausgrenzen darf. Ein schöner Quatsch, denn wir wissen alle, wie es ist, wenn man an reicher Tafel sitzt. Man speist, man freut sich, und wenn der arme Tropf vor unserer Tür steht, wollen wir nicht dann auch mit ihm teilen? Und ist da nicht noch mehr Gewinn zu vermuten? Ich jedenfalls stehe mal ganz eindeutig auf dem Standpunkt, dass die Vielzahl neuer Hamburgerläden aber auch gar kein soziales Phänomen der Ausgrenzung sind. Es geht ihnen nämlich um die Kreuzung von echtem Fast Food, also einem schnellen Essen, mit guten Zutaten. Eigentlich also die ideale Mischung von Slow Food Zutatenproduktion mit Fast Food Zubereitung. Gut, man darf sich schon etwas cool vorkommen, ein kleiner Vorreiter zu sein. Auch das kann man mit Arroganz oder Demut tun.

In meiner Stadt Köln haben sich natürlich so einige Läden verbreitet wie ein Virus. Einige taugen wenig, andere sind gar so populär, dass man nicht mehr hingehen muss (Fette Kuh). Dort wird aus Fast Food echter Slow Food, denn sie warten länger als eine halbe Stunde auf Ihren Burger. Besonders gut im Griff haben es aus meiner Sicht 2 Vertreter. Das Karl Hermanns in der Venloer Str. in Köln (Ehrenfeld) sowie das PigBull in der Aachener Str. (Altstädt-Süd). Während das Karl Herrmans exzellentes Rind verarbeitet und wirkllich das Prädikat „Finger-Licking-Good“ verdient hat, setzt man beim Pigbull auf stark geräuchertes Fleisch. Besonders der gezupfte Burger vom Schwein ist ein Triumph des Fast Foods. Sehen sie selbst:

Pulled Pork Hamburger mit Brioche Brötchen und Cole Slaw bei Pigbull in Köln

Pulled Pork Hamburger mit Brioche Brötchen und Cole Slaw bei Pigbull in Köln

Burger No. 3 - BBQ Burger mit Sweet Potatoe Fries bei Karl Hermanns in Köln

Burger No. 3 – BBQ Burger mit Sweet Potatoe Fries bei Karl Hermanns in Köln

Und sie sollten sie vielleicht probiert haben, um sie zu schätzen. Spätestens dann wissen Sie, warum die neue Relativierung von Burger Kind & Co so total daneben ist. Zwar haben sie den Hamburger hochgehalten, als er quasi schon out war, aber sie haben nichts, aber auch gar nichts für ihn getan. Der Döner ist alleine schon deswegen so populär geworden, weil er das bessere Lebensmittel für weniger Geld war. Es wird wohl nie sowas wie Dönerketten geben, denn die Selbstausbeutung vieler Inhaber ist so dermaßen hoch, dass man einfach mit Döner nicht viel werden kann in Deutschland. Das jetzt auch noch Gammelfleischskandale dazu gekommen sind, macht die Situation nicht besser. Soziologisch war klar, dass die neue Art von Fastfood nicht aus einem so stark kulturell mit Migranten verknüpften Produkt kommen konnte, sondern die US Variante des Döners, der Hamburger, sein Revival bekommen würde.

Bleiben wir nochmal bei unserer zivilisatorischen Jammerei. Natürlich ist es ganz große Kacke, dass wir alle immer mobiler werden. Wir sind ja nicht mobil, um aus Wunch zu reisen. Wir müssen gezwugenermaßen immer mobiler werden, um unsere Jobs zu machen. Internet, Facetime, Skype & co zum Trotz finden wir immer weniger Zeit, bei unseren Liebsten zu sein und dort gescheit zu kochen. Wir wollen ja gerne unsere Feierabende auch mal zu Hause verbringen. Vielleicht sowas wie ein Hobby pflegen, selber kochen gar! Und weil man sich nicht auskennt und keine Zeit hat, ist so eine Besuch beim M oder bei den Königen eine entschuldbare Notdurft geworden? Not with me Monsieur!

In der Großstadt jammert man ja auf hohem Niveau. Dort gibt es sie ja, die Karl Hermanns, die fetten Kühe und die Pigbulls, die sagenhaft guten Hamburger. Viele ländliche Regionen können da vielleicht eine gute Imbissbude oder einen gescheiten Pizzamann offerieren, von Luxusburger wagen sie nicht zu reden. Und solange das so ist, ist ausgerechnet das große M noch immer näher als alles andere. Ich vermute, mittlerweile hat Mc Donalds eine Dichte erreicht, dass man innerhalb einer Viertelstunde mit dem Auto überall einen Big Mac kriegt. Eine imponierende Leistung, aber eher betriebswirtschafltich, nicht weil dadurch die Esskultur verbessert worden ist.

Natürlich schmeckt der Kram immer noch viel zu salzig, viel zu kleistrig und viel zu süss. Und ja, natürlich ist die Bulette beim König vielleicht weniger schal und etwas grilliger inspiriert als beim M. Es gibt da ja sogar Pfeffer, also echten körnigen Pfeffer. Ist das nicht was? Zum Würzen! Boaaaah! Glaubste das, grob gemahlen, nicht einfacher weißer Peffer! Ein echtes Geschmackserlebnis aber, das man körperlich nicht bereut, davon ist man weit entfernt. Denken Sie mal als Vergleich an einen Wein, der einen Abgang hat wie ein Big Mac: Sie beißen in den Süsswein, dann quillt blutiger Cabernet aus der frittierten Bulette und der Abgang ist dermaßen schlecht, dass sie Durchfall kriegen. Die Niere ächzt, sie muss ordentlich Salz aus dem Blut ziehen. Die Leber stöhnt, weil sie das Fett nicht so schnell absorbiert kriegt. Ein gesunder Körper erlebt eine starke Belastung, jetzt sind sie satt, aber weit entfernt von Glück und Wohlgefühl.

Da können die Werber mit großer Gage noch so oft in Super-Slow-Motion frischen Salat mit ordentlich Wasser eine Leiter runterwerfen und vor schwarzem Hintergrund ablichten – nicht nur der Salat schmeckt nach nix. Und das, das nach etwas schmeckt, schmeckt immer nach zuviel. Die Fritte ist hier vielleicht besser hier als da, aber schmeckt sie eigentlich erkennbar noch nach Kartoffel? Die Kühlkette, die sei top! Nur beste Hygiene bei McDonalds, alles im Griff schwärmen Maschinebauer, die Ihnen die Maschinen zur Wässerung der Fleischbuletten liefern. „Und ja, so groß wie die sind, also die Größe, boah, wie die das da mit der gleichmäßigen Qualität hinkriegen, Wahnsinn!“ Sind das die Argumente für einen grandiosen Koch oder für ein profitables Unternehmen, dass dem Verbraucher dient oder dem Aktionär?****

Aber sorry, irgendwann, wenn man als Erwachsener so seine reifen Gaumensegel mit Cola benetzt hat und merkt, dass man die Scheiße nicht fressen kann, weißt Du, dass es noch was Anderes gibt. Etwas, nachdem Dir Deine Paradontitis-Zähne nicht weh tun und die Fettleber schreit. Warum sind wir nicht kritischer mit diesen Burgerbratern, die ein einfaches Produkt vielleicht gleichmässig gut herstellen, aber nie besser geworden sind? Hat sich elementar am meisstverkauften Produkt Big Mac je etwas geändert? Seit Schuhbeck und Hoeneß Ihre furchtbaren Würstchen da rein gesteckt haben, sind die keinen Deut besser geworden. Im Gegenteil, die übelst billige Nürnberger Rostbratwurst dient genauso dem Proifit wie der Big Mac, der Geschmack bleibt da vollends auf der Strecke. Schuhbeck ist ein Pharisäer vor dem Herrn, dass er für den Scheiß auch noch wirbt. Ach ja, neue Burger Wochen bei Mc Donalds, ganz vergessen. Da kreieren Kunden ihre eigenen Burger. HAAAAAA! Wenn das mal so wäre! Tut mir leid, dass Geschmackserlebnis war immer gleich, da konnte der Burger noch so aufregend etwas von Simmentaler Rind faseln und Kürbisöl verwenden. Es war immer der gleiche Schmuh!

Ja, ich habe in meinem Leben auch schon oft gesündigt aus dieser besagten Notdurft heraus. Weil ich keine Zeit hatte, weil ich zu spät noch viele Kilometer unterwegs war und furchtbaren Hunger hatte. Weil mein Leben so beschleunigt gelebt wird, angetrieben von meinen Ambitionen in einer schnelllebigen Welt. Aber ich würde mir nie erlauben, das auch noch zu relativieren. Es war einfach immer Scheiße!

Aber, seid doch itteschön so ehrlich und sagt alle, wie es wirklich war. Wie leid es Euch nachher stets tat! Wie dick es Euch gemacht hat. Wie wenig die Geilheit vorher Euch vorm Kater danach retten konnte. Wie ich das Zeug verfluche, dass mir die Leber und die Nieren fett gemacht hat. Den elendig fettigen Geruch, der sich in meinem Auto breitmachte, wo doch eigentlich teures Leder duften soll. Der riesige Haufen Müll, den ich entsorgen mußte, auch wenn das alles noch so frei von FCKW-Treibmitteln ist und überall unser Kreislaufwirtschaft-Symbol trägt. Klar, Kreislauf, nur immer mehr von dem Müll ist rein geworfen worden. Kostet Energie, capiche!?! Diese feinen Reste von süßem Brötchen und klebrigem Käse zwischen den Zähnen, die ich mir mit Gewalt zu spülen versuche. Mit einem Mineralwasser, dass wie Klowasser schmeckt (der Hersteller ist ja bekannt) und zuviel Kohlensäure hat. Die sollten einem eine Zahnbürste reichen, anders kann man den Laden ja nicht zivilisiert verlassen. Last but not least, ich war da noch jünger und sportlicher, achte ein jeder auf den Körper. Wenn ich zu später Stunde eine gute Portion des frittierten Presshuhnes in mich gestopft hatte (natürlich gierig und viel zu schnell) überreagierte die Leber. Eine kurze Schweißattacke durchzieht den Körper, so ein Zucker und Fettstoss stellt jede Nieder und jede Leber vor höchste Anstrengungen.

Nicht dass wir uns falsch verstehen. Ich will nicht ein solch böser Kritiker sein. Ich will doch den Menschen helfen, den Weg zum Besseren zu finden. Und da ist guter Rat manchmal teuer, denn was sind die Alternativen? Was kann ich an nützlicher Information bieten über Alternativen? Habt Ihr keinen Luxusburger in Eurer Nähe? Hmmm, vielleicht schaut Ihr Euch den Griechen doch nochmal an. Ja, den mit dem Gyros. Vielleicht macht er sogar sowas, den perfekten Gyros:

Der perfekte Gyros Spiess

Der perfekte Gyros Spiess

Oder es gibt noch einen guten Döner in Eurer Nähe. Oder eine gescheite Pasta. Oder Pizza. Egal was es ist, es gibt Alternativen, die gut sind. Und ihr werdet sie finden. Wenn Ihr sie nur sucht. Wo die Menschen wirklich lieben, was sie machen. Denn diejenigen, die sagen “I’m lovin it”, die lieben vor allem eins. Ihr Geld.

Wer zu müde zum suchen ist, der wird beim goldenen M landen. Doch von denen, glaubt es mir, gibt es mehr als genug.

Ende der Polemik.

* dollas, dollasig: Adjektiv. Nach dem FAZ-Kritiker Jürgen Dollase: “Wenn ein Kochexperte so weit von der grausigen Realität deutscher Herde entfernt ist, dass der gemeine Leser nur ahnen kann, was gemeint ist. Zwar liest er es verständig, doch verstehen tut er es nicht.

** Nicht dass ich die Kernbotschaft von Slow Food nicht auch sympathisch finden würde. Ich weise nur daraufhin, dass es sich die Slow Food Bewegung in der Begegnung mit dem modernen Menschen in Industriegesellschaften zu einfach macht. Sie will auf Ihre Weise wie eine Sekte differenzieren von anderen und lebt von wohlhabenden Mitgliedern. Wie die Slow-Food Mission scheitert, zeigt ein tolles Zeitinterview mit Barkeeper Charles Schumann: Wenn deren Gründe Carlo Petrini selbst Häretiker ist und mit Bedauern darauf hinweist, er selber könne nicht mehr Kochen, dazu fehle im leider die Zeit (sic!). So eine Heuchelei! Das erinnert mich an einen Kommunistenführer, der befragt ob seines hierarchisch-patriarchalischen Führungsstil darauf hinweist, dass es ja nunmal um den Endsieg des brüderlichen Sozialismus geht, da heiligt der Zweck ja die Mittel

*** wer übrigens meint, die Umsatzeinbrüche bei McD und Burger King würden nun von Luxus-Gourmet Hamburgerbratern verursacht, irrt. Stattdessen haben die deutschen Bäcker begriffen, dass sie eine Vielzahl von belegten Broten in der Auslage für den schnellen Hunger brauchen. Hier sind die Umsatzzuwächse in den letzten Jahren massiv gewesen. Ein belegtes Brot oder Brötchen, das ist in der Regel ein noch geringes Risiko für die feine Zunge und in Summe auch gesünder. Nicht die schlechteste Entwicklung. Aber auch hier Missstände, denen sich bei Gelegenheit ein weiterer Blogeintrag widmen wird.

**** wenn Sie Aktionär sein wollen, vergessen Sie McDonalds. Schauen Sie sich mal Chipotle an. Das ist gut gekochter Fastfood und die Firma legt auch an der Börse eine wahnsinnig nachhaltige Wertenwicklung hin. Ich hab die im Depot!

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