Warren Buffet

Buffetts Anlagestrategie ist vor allem durch die Anlagegrundsätze seines Lehrers Benjamin Graham geprägt, die dieser in den Büchern Security Analysis und The Intelligent Investor aufgestellt hat.
Zentrales Anlagekriterium ist dabei das Konzept der „Sicherheitsmarge“. Der Erwerber eines Wertpapiers soll demnach den inneren Wert des Papiers ermitteln und prüfen, ob der Preis dieses Wertpapiers an der Börse zu seinen Gunsten niedriger ist als der ermittelte Wert. Der innere Wert wird dabei durch viele Faktoren bestimmt, die bei Graham vor allem nach quantitativen objektiven Kriterien (Liquidationswert des Unternehmens, KGV, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Verschuldungsgrad, Ertragskraft der Vergangenheit, Dividendenrendite) ermittelt werden.

Häufig ist zu lesen, dass er von Grahams Lehren mit der Zeit abgerückt sei, da er bei vielen Käufen stark auf qualitative Elemente Wert legte (Fähigkeiten und Integrität des Managements, Qualität des Geschäftes, Ertragskraft der Zukunft). Bei der Bewertung qualitativer Elemente wurde Buffett von Philip Fishers Buch Common Stocks and Uncommon Profits, vor allem aber von seinem Freund Charles Munger beeinflusst. Munger und Fisher fordern die Bereitschaft, das zu investierende Kapital stark in wenigen Beteiligungen zu konzentrieren und lehnen eine starke Diversifikation ab. Der qualitative Ansatz zeigte sich bei Buffett schon früh, als er beispielsweise 1964 Anteile der durch den Salatöl-Skandal in große Schwierigkeiten geratenen Bank American Express erwarb oder 1976 eine erste Beteiligung im vom Zusammenbruch bedrohten Versicherer GEICO aufbaute. In beiden Fällen betrachtete Buffett die momentanen Probleme als überwindbar und das eigentliche Geschäft der Unternehmen als gesund und hochprofitabel.
Zwar hat Buffett immer wieder bei der Beurteilung des inneren Wertes eines Unternehmens starken Wert auf subjektive Kriterien gelegt, er hat aber die Grundlagen von Benjamin Grahams Anlagephilosophie nie verlassen. Kernpunkt bleibt, dass der Erwerb eines Unternehmens zu einem sehr attraktiven Preis erfolgen muss.

Buffett selbst wird nicht müde zu erklären, dass sein Anlageerfolg kein Einzel- oder Zufallserfolg ist, sondern auf den Lehren von Graham beruht. Die „Sicherheitsmarge“ und der innere Wert eines Unternehmens können seiner Meinung nach von verschiedenen Investoren verschieden ermittelt werden. So präsentierte er 1984 bei einer Rede an der Columbia University mehrere Investoren (Stan Perlmeter, Bill Ruane, Walter Schloss), die durch die Beachtung von Grahams Prinzipien überragenden Anlageerfolg über lange Zeiträume gehabt haben. Buffett hat demgemäß lediglich einen weitergefassten und vielseitigeren Ansatz zur Ermittlung des inneren Wertes entwickelt, als das bei Graham der Fall ist.

Immer wieder legt Buffett beim Erwerb eines Unternehmens deutlich mehr Wert auf subjektive Elemente als Graham. So ist er bereit, für ein Unternehmen und seinen in einem von ihm als großartig beurteilten Geschäft enthaltenen „Goodwill“ einen deutlich über dem eigentlichen Buchwert liegenden Preis zu bezahlen (im Geschäftsbericht 1983 erläuterte er diesen Ansatz ausführlich sowohl allgemein als auch speziell am Beispiel von See’s Candies). Die subjektive Ausrichtung zeigt sich auch darin, dass Buffett den Vorsitzenden der Unternehmen, in die er investiert, großes Vertrauen entgegenbringt, sie und ihre Arbeitseinstellung sehr schätzt und ihnen fast völlige Freiheit bei der Führung der Geschäfte lässt, wobei er sich wünscht, dass sie so lange wie möglich weiterarbeiten.

Außerdem sollen Anleger nach Buffett nur in solche (möglichst „simple“) Unternehmen investieren, deren Geschäft sie verstehen. Buffett, der nach seiner Ansicht nichts von Technologie versteht, hat deshalb so gut wie nie in technologielastige Unternehmen investiert. 1997 lehnte er das Angebot des damaligen Microsoft-Vizepräsidenten Jeff Raikes ab, ins Unternehmen seines Freundes Bill Gates zu investieren, obwohl sich Raikes alle Mühe gab, ihn von den Vorzügen von Microsoft zu überzeugen.

Weiterhin soll sich der Investor immer als Teilhaber des Geschäftes und nicht als auf kurzfristige Kurssteigerungen schielender Spekulant sehen. Konsequenterweise soll der Anleger die Marktschwankungen ignorieren, da er bei einem wohldurchdachten Erwerb nach den Regeln der „Sicherheitsmarge“ darauf vertrauen kann, dass sich diese irgendwann zu seinen Gunsten realisiert. Nach Buffett soll es ihm egal sein, wenn die Börse jahrelang geschlossen bleibt und er soll die erworbenen Aktien im Idealfall „für immer“ erwerben.
Buffett selbst fasst die Charakteristiken eines lohnenden Investitionszieles immer wie folgt zusammen:

„Wir investieren nur in ein Unternehmen, wenn wir (1) die Geschäfte verstehen, (2) die langfristigen Aussichten des Unternehmens gut sind (bewiesene Ertragskraft, gute Erträge auf das investierte Kapital, keine oder nur geringe Verschuldung, attraktives Geschäft), (3) das Unternehmen von kompetenten und ehrlichen Managern geleitet wird und (4) sehr attraktiv bewertet ist.“

Am Beispiel des Nebraska Furniture Mart, den Buffett 1983 kaufte, erklärt er, dass er vor jedem Kauf überlegt, ob und wie er mit dem Unternehmen konkurrieren könnte: „Ich würde lieber gegen Grizzlies kämpfen, als mit Mrs. B. und ihren Nachkommen zu konkurrieren. Sie kaufen brillant ein, sie operieren mit Kostenrelationen, von denen ihre Konkurrenten nicht einmal zu träumen wagen, nur um dann ihre Ersparnisse an die Kunden weiterzureichen. Es ist das ideale Geschäft – eines, das außergewöhnlichen Wert für die Kunden schafft, was sich wiederum großartig für die Unternehmenseigentümer auswirkt.“

Buffetts Abneigung gegenüber Verschuldung zeigte sich, als er einmal sagte, dass selbst eine 99 %-Wahrscheinlichkeit mit geliehenem Geld eine höhere Rendite zu erzielen nicht das 1 %-Risiko rechtfertigt, durch die Schulden in einem unvorhergesehenen Fall in Schwierigkeiten zu geraten.

Man dürfe niemals vergessen, so Buffett, dass einem das Geld anderer Menschen anvertraut wurde, daher sollte auch der kleinste Geldbetrag mit äußerster Sorgfalt verwaltet werden.

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