Pompeji in Köln oder: “Franz Burkhardt: Vorderer singulärer Cortex (2019)”

Pornographie, oho!
Ne, erotische Kunst.
Totaler Cowboyismus.
White Cube adé
Kneipe ja, “chez soi”!
Und alle Freunde sind da.

Delikatessen
Ham, ham, ham.
auch visuell
Oh la la!
Susann iss auch noch da
CENTRAL STATION!
Kneipe des Herzens

Griffel.
Löffel.
Matjes.
Foie Gras und
Dicke Hupen
besonders mit Makrele.
Und Clemens Busch GG dazu.
Mosel Riesling 2015, iss ja klar.
Ah, vom Feinsten!
Häsle hier, Häsle da.
Prösterchen!
Simone tralala.

Franz Burkhardt!
Fine Art?
Really fine Art!
Martin Kudlek!
Fine Food?
Really fine Food!

Alltogether:
Ganz feine Sache!


Franz Burkhardt: Vorderer singulärer Cortex, Bleistift, Tusche, Schreibmaschine auf Papier, 2019, 20,7 x 14,3 cm. In der Sammlung seit 2019.

Eigenbau und Stehverzehr war das Motto von Franz Burkhardts 2019er Gruppenausstellung bei Martin Kudlek in Köln. Eigenbau ist Franz Sache, das “Chez Soi” mit ganzer Kneipe errichtete er in Handumdrehen in der Galerie selbst. Vorlaufzeit: 4 Tage.. Und alle Freunde kamen und lieferten was hinzu, von Dino-Kloaken bis Mosel Riesling, die ganze Spannbreite, ein Fest! Adé and so long, White Cube! Kommt alle herein in mein Innerstes, ich habe noch ein Bierchen da oder auch zwei. Wer Martin Kudlek kennt, weiß, dass feines Essen seit jeher in übergeordneter Verbindung zu feiner Kunst bei ihm steht. Das eine ist der Beruf, dann ist da noch die Berufung. Wer verbindet auch beides nicht gerne, wer sich für Kunst interessiert, der mag es auch gerne lecker. Und Martin verbindet dazu Menschen. Ergo Eigenbau und Stehverzehr, in der Galerie: Feine Kunst, Feines Fressen, feine Leute – feine Sache! Keine Central Station, nur die Kneipe des Herzens, denn in Franz Herz ist für viele Platz.

Martin legte nonchalant seine klare “neue deutsche Küche” mit besten Zutaten hin: Ungekünstelt, delikat, köstlich lecker und ohne unnötiges ChiChi. Handwerklich natürlich top, von Sous Vide Stick bis Bunsenbrenner, die ganze Skala. Genauso Franz in seiner Kunst: ungekünstelt, einfach super lecker und ohne unnötiges ChiChi. Dafür echtes Handwerk als die Basis, von Bleistift bis Kelle. Keine Marke. Fuck Branding! Echte Gefühle. Die Interimsliebenden. Scheitern ist Programm, da Kunst scheitern muss. Aber die Message bleibt: Wir saufen weiter, wir fressen weiter, wir zeichnen weiter! To infinity and beyond! Oder so ähnlich.

Etwas abgestanden, der Vergleich von Erotik und Pornographie, wenn es um das Essen geht. Wo ist hier der Sex? Die Todsünde Völlerei auf dem Smartphone ist inbegriffen, Instagram ist ein giant Clusterfuck. Für Kunst und für Essen sowieso. Franz braucht keine Smartphones, Franz macht echten Sex auf Papier. Franz braucht kein Instagram, Franz hat nicht mal ein handy. Martin beschränkt sich sowieso nicht, da ist Genuß und beste Verdaulichkeit gegeben, ein Triumph der Klarheit, von sinnloser Völlerei ohne Verstand keine Rede, echte Gefühle, man braucht noch Kraft für die Liebe. Prost! Franz Bilder sind gerne mal sinnlich und erotisch; seltener sind dabei Aktbilder des Aktes zweier Individuen selbst (das wäre Porno), dafür Darstellungen von Küchentuch bis Dackel; hier mal humoristisch oder geistreich verziert, hier und da weiß er selbst nicht was er tat, er hat es auf ner Platte mal gehört (oder im Radio). Bilder,wie Sie wohl auch Bacchus gefallen hätten. Neo Rauch. Michael Borremans. Die Ursprünge der Pornographie liegen bekanntlich in den Wanddarstellungen von Orgien in römischen Herrenhäusern, so wie wir sie aus Pompeji kennen. “Eigenbau und Stehverzehr” ist sozusagen ein bisserl Pompeji in Köln. War ja römisch, Aggripina Colonia. Ohne Smartphones bitte. Franz liefert den Sound der 50er bis Jetztzeit in seinen Zeichnungen, echter Cowboyismus, während Martin den orgiastischen Rahmen kulinarisch dazu bastelt. Der Rest ist dem Publikum überlassen. Da sagt der Sammler sofort ja, noch Nachschlag bitte. Wer hat noch mal die Hüllen fallen lassen? Ich weiß von nix, warst Du denn dabei? Ich? Niemals! War das geil!

Nach den ersten Werken von Franz Burkhardt habe ich “Vorderer singulärer Cortex” habe ich mit viel Genuß am Verzehr der Sammlung ein weiteres hinzugefügt; dass darf gerne obszön genannt werden. Oder lustvoll. Iss mir egal, ich tat es für mich selbst. Prost! Cowboyismus nahm ich danach auch.

P.S. Und nächstes Mal, Franz, säuft Du bitte wieder mit!


“Eigenbau und Stehverzehr” in der Galerie Martin Kudlek, Schaafenstrasse, Köln


“Eigenbau und Stehverzehr”: Komposition, Realisation: Franz Burkhardt


Matjes, Tomate, Koriander, Rote Zwiebel. Komposition, Realisation: Martin Kudlek


Makrele, Foie Gras und rote Zwiebeln, Komposition, Realisation: Martin Kudlek. Clemens Busch Mosel Riesling Falkenlay, 2015, GG: Markus Bußmann


Martin mit Sous Vide Filet in der Nachbehandlung