Die Sache mit der Sprache

Die Sprache ist manchmal amüsant und belehrend, wenn man sie sich mal genauer anschaut, denn sie ist unermesslich reich und gerade die deutsche Sprache unheimlich präzise. So heißt es heute in der Presse:

“Der mutmaßliche Erpresser der reichsten Frau Deutschlands steht ab heute in München vor Gericht. Der Schweizer Helg S. soll die Quandt-Erbin Susanne Klatten sowie drei weitere wohlhabende Frauen umgarnt und dann um insgesamt mehr als neun Millionen Euro erleichtert haben.”

Man kann es im Falle von Frau Klatten sogar ganz anders als üblich lesen. Eine Erleichterung bedeutet seelisch ja gar einen Gewinn für den oder die Betroffene. Somit haben folgerichtig die Millionen Frau Klatten seelisch vielleicht beschwert? Ist dann aber vom Herrn Redakteur gemeint, daß das Gelde eine Last ist oder das es sich schlecht um die Zunahme an Gewicht im Geldsäckel handelt? Die Sprache ist hier eindeutig zweideutig, der Leser verlangt aber Eindeutigkeit. Liest man sich in die Biographie der Erbengeneration Klatten ein, so ist die Veranwortung für das Erbe für die Frau Klatten, geborene Quandt, tatsächlich wohl auch eine Bürde.

Einen zweideutig zwiespältigen Eindruck hinterelassen in den Medien aber bewußt falsch getroffene Formulierungen, die sich durch unsere Medien im Sprachgebrauch für jeden verständlich eingebürgert haben. Max Goldt wies bereits daraufhin, daß er bei Unglücken immer wieder davon lesen muß, daß die Rettungsmannschaften “fieberhaft” nach Verunglückten suchen. Er wünsche sich, daß in solchen Momenten die professionellen Hilfskräfte kühl und professionell arbeiten, sie vielleicht eine Hitzewallung erleidet ob des Fleisses und der hektischen Arbeit, aber doch bitte keine fiebrige Attacke. Siehe da, wer die Sätze genauer liest, der amüsiert sich gleich zweifach und fühlt sich am Ende besonders schlecht informiert.

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