Väter und Söhne

Ein Rezensent der Zeit nennt Vater und Söhne einen „Männerfilm”, in dem Männer Geschichte machen, Väter ein strenges Regiment führen, Söhne aufbegehren oder sich unterwerfen. Und doch seien es die Frauen, die wie eine„Ausgeburt der Schillerscher Leidenschaft” beinahe jede ihrer Szenen an sich reißen, stehen sie doch „für das andere Prinzip, die Gegenwelt der unbedingten Gefühle und der reinen Menschlichkeit.” Sie handeln konsequent, zeigen sich selbstbestimmt und fordernd, lediglich Charlotte Deutz füge sich „stumm und duldend den Launen und Zumutungen der Männer.” Regisseur Sinkel erzähle den Aufstieg und Fall der IG Farben am Schicksal zweier Männer, dem des Gründervaters Carl Deutz – mit Burt Lancaster als der strenge, aber gerechte, pflichtbewußte Familienpatriarch ideal besetzt – und dessen Schwiegersohnes, dem Ingenieur und Nobelpreisträger Heinrich Beck, der als Vertreter der neuen Unternehmergeneration „trunken vom Rausch der Weltmacht und des großen Geldes, vom Pfad der Redlichkeit abwich und bedenkenlos mit dem Teufel paktierte.” Bruno Ganz verkörpere die Zwiespältigkeit jener Figur zwischen skurrilem Genie, Biedermann und eiskalt agierendem Geschäftsmann glaubhaft als „Schmerzensmann und Weltbeweger in einem.” Um historische Genauigkeit bei Ausstattung und Zitaten gleichermaßen bemüht, verzichte Sinkel auf den moralischen Zeigefinger. Ohne zu urteilen, stelle er die IG Farben „in die Kontinuität der Geschichte und der Geschlechter.” Opfer und Täter seien dabei kaum noch voneinander zu unterscheiden, und so entlasse „dieses doch hochpolitische Familiendrama” die Zuschauer„mit vagen Gefühlen der Ohnmacht und Resignation.”, was bei einem Film dieses Anspruchs dann doch zu wenig an historischer Aufklärung sei, befindet der Rezensent.

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